Ausgrabungsstätte Castellón, Nekropole von Tútugi + Lorca

Reisebericht Urlaub in Spanien 7. Oktober bis 25.10.2017 mit Kai und Claudia

18.10. und 20.10.2017                   Paradoresrundreise Tag 12 bis Tag 14

Galera Nekropole Tútugi Umland

Für den nächsten Tag (18.10.) war tatsächlich Regen angesagt; trotzdem haben wir uns aufden Weg gemacht und sind gegen 8:00 Uhr losgefahren, um die Führung um 11:00 Uhr in Galera / Castellón alto nicht zu verpassen. Es handelt sich um kurvenreiche Landstraßen durch sehr abwechslungsreiches Gelände, teilweise gebirgig, mit Steinschlagrisiko, teilweise durch Naturparks, teilweise über bewirtschaftetes Gebiet oder Waldgebiet, wenig besiedelt, auch an einem Stausee vorbei.

 

Úbeda archäologisches Museum Argarkultur

Als wir um 11:00 Uhr an dem Informationshäuschen an der Ausgrabungsstätte Castellón alto ankamen, regnete es in Strömen. Eine Führung war somit nicht möglich. Wir besprachen mit der Dame (Frau Chus), dass wir am nächsten Tag wiederkommen wollten und uns zunächst ins Museum begeben wollen, wo Ausgrabungen aus dem terrassenförmig angelegten Dorf zu besichtigen sind. Besichtigungszeiten von Castellón alto sind nämlich Mittwoch bis Sonntag nur um 11 bis 13:00 Uhr und nur um 16 bis 18:00 Uhr. Besichtigungsdauer 1,5 Stunden.

In dem kleinen Ort war Markttag. Die engen Sträßchen waren vollgestopft mit Autos. Schließlich fanden wir einen Parkplatz etwas außerhalb vom Kirchplatz. Wir verbrachten gut 2 Stunden in dem kleinen, aber feinen Museum von Galera, von 11:45 Uhr bis 13:45 Uhr. Dort befindet sich insbesondere das mit Glas versiegelte Grab eines bronzezeitlichen Mannes und eines Kindes mit sehr gut erhaltenen Haaren, Kleidung und Beigaben. Nur die Knochen liegen etwas durcheinander…

Normalerweise hat das Museum in der Calle San Marcos überhaupt nicht so lange geöffnet (11 bis 13 h und 17 bis 19:00 Uhr), aber die dort anwesende, sehr freundliche Dame hatte so viel Freude uns zu führen und uns alles zu erklären, dass wir darüber die Zeit vergaßen. So hat sie uns beispielsweise erzählt, dass im Ort alle Moriscos im Rahmen der Vertreibung der Mauren ermordet wurden und später Leute aus der Gegend von Navarra und Toledo geholt wurden, um die Felder zu bestellen, weshalb heutzutage immer noch ein anderer Dialekt gesprochen wird. Und sie hat uns gezeigt wie in früheren Zeiten jede Familie einen Tonbehälter hatte zur Herstellung von Wein und wie dies gehandhabt wurde.

Nun hatte sich ordentlich Hunger angesammelt, und der Regen hat auch nachgelassen. Wir sind im Ort in ein kleines Lokal, in die Pizzeria La Posá, haben uns ein lokales Menü ohne Nachtisch ausgesucht, welches uns sehr mundete und sehr preiswert war.

Galera Nekropole Tútugi

Da der Regen aufgehört hatte, entschlossen wir uns nicht direkt zurückzufahren, sondern uns zunächst die Nekropole von Tútugi anzusehen, auch ohne Führung, denn eine solche ist nur mittwochs bis freitags um 11:00 Uhr und um 16:00 Uhr möglich. Wir konnten uns einige Gräber mit der besonderen Architektur ansehen, und auch einige der Höhlenwohnungen betrachten aus der Höhe des Hügels, die – so wurde uns erzählt – häufig von Engländern bewohnt wurden. Und um 16:00 Uhr haben wir uns wieder zur Ausgrabungsstätte Castellón alto begeben, um die Führung nun doch noch zu machen, sehr zum Erstaunen der Dame, die uns nicht erwartete.

Galera Siedlungshügel der Argarkultur

Es war etwas matschig, aber das Wetter klarte auf, und wir hatten damit eine ganz private Führung zu dritt. Wir erfuhren, dass es sich eigentlich um drei Hügelsiedlungen handelte, die terrassenförmig angelegt waren. Nur von der einen Siedlung, Castellón alto, waren noch die oberen Terrassen mit zahlreichen Grabstätten und Reste einer Zisterne übrig. Von den anderen beiden Siedlungen, Castellón medio und Castellón bajo, konnten wir nur Reste erahnen. Sehr schön wurde uns auf der Führung in spanischer Sprache erklärt, welche Lebensmittel angebaut und

Galera Siedlung der Argarkultur

verarbeitet wurden, wie die Dächer der Hütten gedeckt wurden, welche Tiere dort zwischen den Menschen lebten, wie niedrig das Durchschnittsalter der Menschen war, hoch die Kinder-sterblichkeit, an welchen Krankheiten diese gestorben waren und wie sie beerdigt wurden, denn es fanden sich als Besonderheit diverse Relikte in Tongefäßen und in seitlichen Aushöhlungen in den Wohnhäusern, die teilweise in den weichen Stein hineingehauen und teilweise gemauert waren, aber gut versiegelt. Auf die hierarchische Gliederung der sozialen Schichten dieser Menschen aus der Argar-Bronzezeit wurde hingewiesen und auf mögliche Theorien wie es zum Verlassen der Siedlungen kam. Schließlich fuhren wir zufrieden zurück nach Úbeda, diesmal über einen anderen Weg weiter westlich mit längerer Strecke über die Autobahn. Auch hier staunten wir über die sehr vielseitige Landschaft, die Einsamkeit mancher Dörfer und die gebirgigen Höhen, wo die Temperatur empfindlich kühl wurde.

Parador de Ubeda Speisesaal

 

In Úbeda gab es abends das Menü der Halbpension, wobei wir die Inhalte der Menükarte noch vom Jahr zuvor erinnerten. Übrigens hatten wir das gleiche Zimmer mit riesigem Badezimmer wie das Jahr zuvor, was für ein Zufall.

 

Am nächsten Tag, am 19. Oktober, ging es dann Richtung Lorca. Der erste Teil der Straße war uns ja hinreichend bekannt vom Vortag, der zweite Teil führte uns südlich an der Landschaft um Galera herum vorbei, war aber

Hauptplatz in Baza

nicht weniger interessant. Nach einer gebirgigen Strecke erfolgte so etwas wie ein Hochplateau, und schließlich eine recht steile Straßenführung hinunter nach Baza. Hier machten wir Pause, fanden glücklicherweise schnell einen Parkplatz am Rande der Altstadt und suchten schnurstracks den Hauptplatz auf, in dessen Nähe ein kleines archäologisches Museum zu besichtigen war. Es ist sehr modern eingerichtet, nach den einzelnen Epochen gegliedert und war wenig besucht. Nach einem kurzen Streifzug durch die Altstadtgassen ging es weiter in sehr trocken wirkender Landschaft in Richtung Lorca, der Stadt, die 2011 von einem schlimmen Erdbeben heimgesucht wurde, und die in einem weiten fruchtbaren Tal liegt, wo es vor künstlicher Bewässerung nur so strotzt und vor dichter Besiedelung und Autos nur so wimmelt. Man nimmt an, dass das heftige Abpumpen des Grundwassers auch mit für die Erdstöße verantwortlich war.

Die Zufahrt zum, auf historischem Grund steheden, Parador de Lorca

Was für ein Kontrast die recht einsame und gebirgige Landschaft aus der wir kamen verlassend und jetzt der Blick auf dieses Tal im Abendlicht. Ich wusste zwar, dass der Parador neben der Burg auf einem Hügel liegt, ich ahnte aber nicht welche wirren Gassen wir durchfahren mussten und welche Umwege, da sich in der Altstadt überall Baustellen befanden.

Gerade noch kurz vor dem Sonnenuntergang erreichten wir den Parador mit seiner einzigartigen Architektur und Aussicht, auf den Ruinen des ehemaligen Judenviertels aufgebaut. Auch

Parador de Lorca mit wunderbarem Ausblick
Parador de Lorca mit hoteleigenem Hallenbad

innen ist dieses Gebäude ein Erlebnis. Jede Etage ist anders eingerichtet und lässt Fensterblicke frei in die Landschaft. Der Speisesaal besitzt eine große Terrasse, die aufgrund der kühlen Abendtemperaturen im Oktober nicht mehr genutzt wurde. Wir waren häufig im Speisesaal anzutreffen, indem wir von dem dortigen Menüangebot besonders mittags Gebrauch machten. Damit hatten wir ein Sättigungsgefühl bis abends und brauchten kein Abendessen mehr.

Unser Standardzimmer wirkte ausreichend groß und geräumig und hatte eine vortreffliche Aussicht, obwohl es nur im dritten Stockwerk lag. Wir haben natürlich auch von dem über einen separaten Aufzug erreichbaren überdachten Schwimmbad Gebrauch gemacht, allerdings nicht von den Angeboten des Spa. Ich fand die Lufttemperatur am Pool recht kühl, die Wassertemperatur ausreichend warm, aber das Becken auch zu klein, um mich auszutoben.

Vom Parador Ausblick auf Lorca

Da die Altstadt von Lorca zu Fuß in einigerEntfernung vom Parador liegt, nahmen wir das Auto und fanden einen kostenpflichtigen Parkplatz in der Nähe des archäologischen Museums. Von dort aus durchstreiften wir zunächst zu Fuß die Altstadt und besichtigten den Hauptplatz, das Rathaus, die Kirche und viele Gassen und sahen viele Fassaden, die als Folge des Erdbebens mit Gerüsten abgestützt waren, um irgendwann wieder aufgebaut zu werden. Schließlich haben wir das wunderschöne archäologische Museum besichtigt, wo unter anderem eine Karte des römischen Straßennetzes ausgestellt ist neben vielen

Lorca Altstadt Rathaus

anderen interessanten Dingen, die sich allerdings von Museum zu Museum wiederholten, beispielsweise die Geschichte der bronzezeitlichen Kulturen. Das Museum ist gratis. Nach dem Besuch gönnten wir dem staubigen Auto eine Autowäsche für 3,50 Euro und fuhren aufs Geratewohl in die Umgebung, zunächst nach Mazzarón, einem ehemaligen Bergbaugebiet, wo die Landschaft entsprechend aussieht: die dunkelrotbraune Erde überall aufgeworfen und angehäuft, und rostend die Relikte der ehemaligen Bergbaugeräte.

Mazzarón Plaza Major

 

An dem kleinen, aber feinen Hauptplatz eine sehr schönrestaurierte Kirche, ein schmuckes Rathaus, ein ehemaliges Casino und einige Bars. Wir begaben uns zum Tapasessen in die Bar San Miguel und genossen gebratene Leber, Kartoffeln, Gemüse und Chorizo. Der Andrang war groß: es handelte sich überwiegend um Engländer, die sich zum Mittagessen ebenfalls Tapas gönnten. Das Essen war preiswert und sehr schmackhaft.

 

Cartagena Römisches Theatermuseum

Zum Nachmittag entschlossen wir uns bei recht hohen Temperaturen auf der Autobahn AP 7 nach Cartagena zu fahren. Nach einigen Kurvereien durch die engen Altstadtgassen fanden wir einen kostenpflichtigen Parkplatz über der Stadtmauer in Hafennähe. Wir waren nur wenige Meter entfernt, von dem archäologischen Museum, welches das in den letzten Jahren wunderbar restaurierte römische Theater als Thema hat. Ausgesprochen sehenswert, von der Architektur her, von der Darstellung der Geschichte her. Besonders interessant die Fotos aus der Vorgeschichte des Theaters und des Museums. Es schloss sich ein ausgiebiger Rundgang durch die Altstadt an und ein kurzer Besuch einer Messe für Senioren, die gerade im Hafengebiet ihre Zelte aufgeschlagen hatte. Bei unserem Rundgang entdeckten wir ein neues Ausgrabungsgelände mit verschiedenen kleinen Tempelanlagen an einem Hügel.

Der nächste Bericht folgt