Die Rosinen-Route führt mich vorbei an steilen Weinbergen und abends Tapas am Strand

Nach dem üblichen morgendlichen Ablauf starte ich meine neue Tour, mal wieder ohne Sonne. Juhu, dann wird’s nicht so heiß. Die Anreise mache ich über die Autobahn in Richtung Malaga. Kurz hinter Rincon de la Victoria biege ich ab in die Berge. Ein bisschen sieht dass hier so aus, wie die Touren die ich schon gemacht habe, denke ich, während ich die Serpentinen den Berg hinauf fahre. Während ich dem Gedanken so nachgehe, ist das Thema jäh beendet. Auf allen Touren hatte ich super tolle Straßenverhältnisse und nun das. Mein Tourenplan schreibt zwar, dass der Fahrer des Mietwagens für diese Tour schon Fahrpraxis haben sollte, aber so hatte ich mir das nicht vorgestellt. Nachdem ich die erste Höhe erreicht habe ist die schöne Teerstrasse plötzlich zu Ende und ich fahre auf einer schmalen alten Schotterstrasse mit einigen Schlaglöchern. Das ist ja eine Strasse wie in unseren deutschen Städten. Ich entschließe mich weiter zu fahren, allerdings deutlich langsamer als sonst. Nicht nur, dass die Strasse in einem recht abenteuerlichen Zustand ist, nein zum Abgrund hin ist auch keine Begrenzung. Bei den anderen Strassen war fast durchgängig eine Leitplanke oder Mauerwerk. Nun denn, mache ich halt eine Abenteuerfahrt. Also nicht eine Tour wie alle anderen. Nach 2 Kilometer Schotter bin ich wieder auf einer breiteren Teerstrasse. Na also, geht doch, war ja auch gar nicht so schlimm. Weiter in der normalen Geschwindigkeit durch die Berge der Axarquia. Zu früh gefreut, nach wenigen Kilometern hoppele ich wieder über die alte Eselsstrasse. Mein Mietwagen scheint auch das geduldig zu ertragen. Hoffentlich auch bis zum Ende meines Urlaubs. Da ist der nächste Abzweig und die Strasse ist wieder gut. Von hier an geht’s richtig Bergauf.

Hier ist auch schon der erste Ort, ich bin in Totalan. Verschachtelte Häuser hängen wie Schwalbennester aneinander geklebt am Hang. So gehen auch die Wege in dem Ort steil auf und ab in Richtung der sehenswerten Kirche. Kirche von außen recht ansehbar, aber leider geschlossen, also weiter.

Die Strasse führ weiter nach oben. Nun wird’s richtig lustig. Die Strasse ist zwar noch gut geteert, aber ich erreiche die Randgebiete einer Wolkendecke. Also langsamer fahren. Je näher ich dem Himmel komme, umso dicker wird die Wolkensuppe. Am Straßenrand sehe ich einen Wegweisen zum nächsten Ort auf meiner Route 15 Kilometer und das bei den Sichtverhältnissen. Umkehren oder weiter schleichen? Eigentlich kann es nur besser werden und ich will ja die Route fahren. Bei dem Thema eigentlich kann es besser werden hatte ich mich etwas getäuscht. Der Nebel, als die Wolke wurde noch dicker und zur Abwechslung wieder schmale Schotterstrecke. Nun reicht es aber wirklich. So begeistert ich auch von den anderen Touren war, heute ist diese Tour ein wirkliches Highlight. Nach mühevoller Fahrt mit meinen Augäpfeln an der Windschutzscheibe komme ich endlich in Cormares an. Mir wurde gesagt, dass die Gegend hier besonders schön sein soll. Toll, leider sehe ich außer weisgrauer Wolke / Nebel wenig bis nichts. Beim aussteigen merke ich, dass der Nebel nasskalt ist und ich entschließe mich weiter zu fahren, da ich von dem Ort ja eh nicht erkennen kann.

Juhu, es geht wieder aufwärts. Nach kurzer Fahrt wird die abwärts führende Strasse breiter, die Teerdecke gut und der Nebel lichtet sich langsam. Man ist das angenehm wieder gucken zu können. Für den nächsten Ort Benamargosa, der im Tal liegt ist auch die Kirche als sehenswert angegeben. Ich steuere aber erst mal eine Bar an und genehmige mir einen großen Kaffee und ein kühles Wasser. Die Tour bis hierher hatte es in sich – Erholung geht anders. Nun im Tal, ohne Nebel und frisch gestärkt geht es frohen Mutes weiter.

Der nächste Ort Cutar hat einen sehenswerten Paradiesbrunnen und natürlich die Kirche, wie fast immer verschlossen. Brunnen prima, Ort sauber und wie überall wenig bis keine Menschen in den Gassen. Weiter in Richtung El Borge. Kurz hinter Cutar wird meine Tour je unterbrochen. Was ist denn nun los? Ein Schild auf der Strasse mit den Orten Cutar, El Borge und Almacar. Die Verbindungsstrasse rot gestrichelt, was will mir der Künstler damit sagen? Ich lasse meinen Blick die Strasse hinauf schweifen und entdecke ein Durchfahrts-Verbotsschild. Rund, weiß mit rotem Rand. Dass ist für mich doch eine klare Aussage. Hier geht’s nicht weiter. Wahrscheinlich ist hier, wie auch am Samstag in den Alpujarras der Berg runter gekommen. Bloß das der hier wohl noch auf der Strasse liegt. Nun denn, es nützt ja nichts, umkehren und nach Benamargosa zurück. Von hier aus verkürze ich die Route und fahre über Velez Malaga, nach Torrox Costa. Durch diese Routenänderung bin ich heute mal viel früher zurück. Was mach ich nun mit der freien Zeit? Da meldet sich mein Magen, Hunger ist angesagt und der Kopf hat auch gleich eine gute Lösung parat.

Mein Reisebüro hatte mir einen Tipp in die Appartement-Mappe geschrieben: Gut und landestypisch essen am Strand von Nerja. Ein kurzer Blick in die Infomappe zeigt mir wo ich hinfahre. Nachdem ich von der Hauptstrasse der N-340 abbiege in Richtung Strand stehe ich mit meinem Mietwagen plötzlich vor einem Flüsschen. Das scheint mir für den kleinen Ford Fiesta aber doch ein bisschen zu tief zu sein. Ein schlauer Mensch hat allerdings einen Steg darüber gelegt. Also parke ich den Wagen und überquere den Fluss zu Fuß.

Nach fünf Minuten bin ich bei dem Chiringuito dem Strandrestaurant El Breine angekommen. Da am Strand nur wenige Menschen spazieren gingen, dachte ich, dass ich in dem Chiringuito doch wohl ziemlich alleine sein würde. Weit gefehlt, die Hütte ist voll mit Gästen. Beim eintreten merke ich sofort, dass es hier angenehm warm ist, weil in der Mitte des Chiringuito in einem Eisenofen, der mit Holz befeuert wird, fröhlich die Flammen lodern. Der Kellner weist mir den Weg zum letzten freien Tisch. Glück gehabt und das obwohl es schon halb drei ist. Egal, ich habe einen Tisch, es ist warm und ich habe Hunger. Auf der reichhaltigen Speisekarte finde ich schnell mein Essen: Tapasplatte. Es ist eine Mischung aus verschiedenen Gerichten: Paella, Krabben in Knoblauchsoße, eingelegte Sardellen auf Salat und Rotbarschfilet, gegrillt mit Pommes. Dass war so super lecker, dass ich fast alles aufgegessen habe obwohl es unglaublich viel war. Als der Kellner mich fragt ob ich Postre, also Nachtisch, möchte, frage ich ihn, entgegen meiner Art, was es denn gibt. Er zählt verschiedenes auf und empfiehlt mir Musso Schokolade mit Vanillepudding. Dieser Nachtisch hat dem ganzen Essen den Hut aufgesetzt. Um es in der Sprache der Jugend zu sagen, das war der Hammer. So lecker habe ich schon lange nicht mehr gegessen. Kein Wunder, wenn das hier so voll ist. Beim Rückweg zu meinem Auto fängt es leise an zu nieseln. Da ich den Bauch aber so voll mit Lecker habe, macht mir das gar nichts aus.

Wo ich gerade beim Thema lecker bin. Heute morgen war ich übrigens auch wieder beim Bäcker, weil …