Generalstreik Spanien

Streik UGT MalagaHeute ist in ganz Spanien Generalstreik und eigentlich sollte keiner arbeiten, wenn es nach der Gewerkschaft geht. Doch der grösste Teil der Bevölkerung steht nicht hinter dem Streik. Viele verstehen, dass die von der neuen Regierung geplanten Änderungen gut und wichtig für das Land sind.Das kann die Gewerkschaft aber nicht zulassen, weil es bei ihr um den Machterhalt geht. In vielen Jahren der sozialistischen Regierung hatten sie in Madrid und in vielen Parlamenten der Regionen Verbündete. Nun, da die Volkspartei fast überall an die Macht gekommen ist, bröckelt auch die Macht der Gewerkschaften.

Der Begriff, den die Bevölkerung für die Gewerkschaften hier hat, ist das “Syndikat”. Wikipedia schreibt als Begriffsbestimmung für Syndikat: “Kriminelle Vereinigung”.

Ohne die genauen Beweggründe der hiesigen Gewerkschaften zu kennen, sind aber die Verhaltensweisen bei den letzten Streiks durchaus bekannt. Die Gewerkschaften sind dafür bekannt, dass sie zur Duchsetzung ihrer Streiks sehr gewaltbereit sind.

Bereits Anfang der Woche haben unsere Büroleitung Rosi und ich besprochen, was wir denn heute machen. Öffnen wir unser Geschäft oder nicht. Ein erster Lösungsansatz von Rosi war, sie fragt die Nachbargeschäfte. Diese Befragung brachte aber auch keine eindeutige Entscheidung, weil alle öffnen wollen, aber unsicher sind. Rosi hat dann für sich und ihre Kollegin entschieden, wir kommen ins Geschäft und wenn das Syndikat kommt und uns bedroht, können wir immer noch nach Hause gehen.

Auf meinem Weg ins Büro war diese unsichere Haltung auch zu erkennen. Einige Geschäfte und Restaurants mit Frühstücksangebot hatten geöffnet und andere, die sonst auch geöffnet haben, blieben geschlossen.

Die Unsicherheit ist durchaus begründet, weil es in den letzten Jahren immer wieder zu gewalttätigen Ausschreitungen der Gewerkschaften gekommen ist. Die Gewaltbereitschaft geht so weit, dass arbeitende Menschen mit Waffengewalt bedroht werden, den Arbeitsplatz sofort zu verlassen. Auch kommt es immer wieder dazu, dass Schaufensterscheiben eingeworfen werden, wenn zum Beispiel Eigentümer der Geschäfte sich weigern, ihren Laden zu verlassen.

Soetwas spricht sich schnell rum und das ist auch so gewollt. Somit kann die Gewerkschaft auch bei dem nächsten Streik zumindest mit mehr Angst bei der Bevölkerung rechnen.

Auch ich habe meine Arbeitsplanung an den Streik angepasst. Zwar sitze ich im Moment in meinem Büro in Andalusien mit meinen Mitarbeitern, aber eigentlich hatte ich Aussentermine geplant. Falls doch noch Gewerkschaftler zu uns kommen, werde ich versuchen, deren Aktivitäten auf dem Foto festzuhalten. Egal wie es ausgeht, ich werde berichten.

Ein kurzer Rundgang durch unser Geschäftsviertel macht auch die unterschiedlichen Einschätzungen deutlich. Unsere direkten Nachbarn, die Bäckerei mit der Cafeteria hat geöffnet, die Taverna auf der anderen Seite öffnet erst später und das kleine Modegeschäft ist heute geschlossen. Oben an der Strasse ist der kleine Supermarkt geöffnet und auch die Bank Cajamar hat auf.

Spanien und besonders Andalusien ist anders, das macht es ein Stück weit interessant und auch immer wieder spannend.

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