Mächtiges Erdbeben in Granada und Corona
Als wenn die immer wieder aufflammenden Corona-Infizierungen in der zweiten und dritten Welle nicht schlimm genug sind, nun auch noch so ein langanhaltendes Erdbeben.
Die aktuelle Erdbebenserie in der spanischen Stadt Granada hat Ende Januar ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht und den Bewohnern der Stadt eine schlaflose Nacht bereitet. Wie beim Erdbeben der Stärke 4.4, drei Tage zuvor lag das Epizentrum westlich von Granada nahe des Ortes Santa Fe. Die vielen, großen Schäden sind endstanden, weil die Herdtiefe erneut bei nur rund 5 Kilometern unter der Erdoberfläche lag. Zwar wurde nach ersten Meldungen durch die neuen Erdbeben niemand verletzt. Viele Einwohner der Region verbrachten die Nacht aber aus Angst vor einem größeren Erdbeben im Freien, trotz Corona, Kälte und Ausganssperre.
Seit Ende Januar sind in Granada mehr als 1.100 kleinere Erdbeben registriert worden, von denen über 20 mindestens Stärke 3 auf der Richterskala erreichten. Jetzt gilt es, die entstandenen Schäden zu bemessen. Ursprung der Erdbeben ist ein grabenähnliches Störungssystem, das in etwa Nordwest-Südost-Richtung verläuft. Es war in der Vergangenheit sehr aktiv und hat in den letzten Jahrhunderten mehrfach zerstörerische Erdbeben verursacht, die trotz geringer Magnitude aufgrund der lokalen Geologie hohe Intensitäten erreichten.
Die Serie an Erdbeben in der Provinz Granada, die Anfang Dezember begann und sich Ende Januar verstärkte, hat in den letzten Tagen deutlich nachgelassen. Davor waren innerhalb von zwei Wochen mehr als 1.100 kleinere Erdstöße registriert worden, von denen über 100 von der Bevölkerung wahrgenommen werden konnten. 22 Erdbeben erreichten mindestens Stärke 3 auf der Richterskala, fünf lagen sogar über Stärke 4. Nun, wo sich die Lage beruhigt zu haben scheint, ist die Zeit der Schadensbemessung gekommen. Nicht zuletzt sind auch die am bedeutenden kulturhistorischen Erbe der Provinzhauptstadt Granada verursachten Schäden zu evaluieren.
Diese Erdbeben-Serie in Granada hat auch zu Schäden an der Alhambra und der Kathedrale geführt. An der Alhambra wurde vor allem ein Turm der Palastanlage, die Torre de las Gallinas, in Mitleidenschaft gezogen. Die Spitze des Burgturms musste mit Pfeilern gestützt werden, da Risse an den Zinnen aufgetaucht sind. Risse und Aushöhlungen sind auch am Fuße des Turms entstanden, weshalb die außerhalb der Alhambra verlaufende Cuesta del Rey Chico, einer der Zugangswege zu der Palastanlage in Granada, vorsichtshalber für Passanten gesperrt werden musste, bis die Stabilität des Turms gewährleistet ist. Dieser befand sich im Übrigen schon vor der Erdbeben-Serie nicht mehr in allerbestem Zustand, weshalb er auch nicht Teil der Besucherroute ist.
An der Kathedrale Granadas wiederum waren durch eines der Erdbeben Fragmente eines Dachgiebels abgefallen, ohne dass dabei Personen zu Schaden kamen. Nun müssen noch weitere Giebel abgetragen werden, um eine Gefahr durch abbrechende Teile zu bannen. Im Inneren der Kathedrale wiederum hat sich eine noch vom ganz großen Erdbeben in Lissabon 1755 stammende Fisur weiter vergrößert. Die Inspektionen dauern noch immer an, die Struktur des Sakralbaus soll aber nicht betroffen sein, weshalb auch die Gottesdienste dort weiter abgehalten werden können.
In der längeren Erdbebengeschichte rund um Granada war hier fast immer der historische Ort des Epizentrums. Nicht so in der im 18. Jahrhundert erbauten Iglesia de la Encarnación in der zwölf Kilometer westlich von Granada gelegenen Gemeinde Santa Fé, in der sich zumeist das Epizentrum der jüngsten Erdbeben befunden hatte. Die an der Plaza de España gelegene Kirche wird ebenfalls noch inspiziert, da in ihrem Inneren, insbesondere an Dachgewölben, mehrere Risse aufgetaucht sind. In der geschichtsträchtigen Ortschaft, in der die Katholischen Könige am 17. April die Finanzierung der Kolumbus-Expedition besiegelten, sind zudem eine Reihe von Häusern in der seit 1970 unter Denkmalschutz stehenden Altstadt einsturzgefährdet. Bis auf Weiteres darf man daher in diese nicht mehr hineinfahren und dürfen dort auch keine Autos geparkt werden.
Um sich vor Ort ein Bild von diesen und allen übrigen Schäden an öffentlichen Gebäuden sowie an privaten Wohnhäusern zu machen, hat der andalusische Vizepräsident Juan Marín jüngst die Gemeinde Sante Fé besucht. Während seiner Visite, bei der er vom Bürgermeister Manuel Gil begleitet wurde, kündigte Marín an, dass sich in der Landesregierung von Andalusien das von ihm geführte Tourismusministerium mit dem Bauministerium und dem Ministerium für Kultur koordinieren werde, um die Schäden zu reparieren.