Mietwagenrundreise Andalusien mit vielen Infos

Dieser Reisebericht von Peter H. aus Aalen ist viel umfangreicher als die meisten Reiseberichte über Andalusien. Peter habe ich in Stuttgart bei der Reisemesse CMT kennen gelernt. Wir hatten sofort eine gute Chemie und das Ergebnis daraus wurde, das Peter für uns und für unsere Kunden eine Rundfahrt durch Andalusien mit seinem eigenen Auto gemacht hat. Dabei hat Peter auch viel gefilmt und diesen Film auch wunderbar kommentiert. Abgerundete hat er die Andalusien Rundreise mit diesem interessanten Reisebericht.

Tag 1: Mietwagenrundreise Andalusien von Málaga über die weißen Dörfer nach Jerez

Das erste Highlight des Tages erwartet uns bereits kurz nach dem Aufwachen im sehr schönen Hotel Ilunion Málaga gegenüber vom Hafen. Beim Blick aus dem Fenster bahnt sich nicht nur das Morgenrot durch den dämmrigen Himmel seinen Weg. Davor erhebt sich die riesige Silhouette des größten Kreuzfahrtschiffes im Mittelmeer, der Liberty of the Seas. Sie macht auf ihrem Weg von Barcelona nach Fort Lauderdale in den USA gerade einen Zwischenstopp vor unserem Fenster.

Nach diesem atemberaubenden Anblick wollen wir mehr sehen von Málaga und machen uns auf die Suche nach einem Aussichtspunkt.

Aussichtsterrasse-Tipp: Castel Gibralfaro

Viele Busse schlängeln sich zum Gibralfaro, einer Festungsanlage hoch über Malaga, hinauf. Auf der kleinen Aussichtsterrasse genießen wir einen wunderbaren Blick auf Málaga und den Hafen. Er macht Lust auf eine interessante Reise durch Südspanien. Und jetzt geht es los, unsere Schlosser-Reisen Andalusien-Mietwagen-Rundreise beginnt.

Nach kurzer Fahrt über die Autobahn windet sich die Straße durch die vielen Hügel der Sierra de Grazalema. Viele Windräder säumen unseren Weg, als wir das erste weiße Dorf erreichen: Ronda.  Das Wahrzeichen des Dorfes ist zugleich auch sein Mittelpunkt: die Puente Nuevo, die neue Brücke, führt über die Schlucht El Tajo. 120 Meter tiefer fließt der Fluss Guadalevin und teilt die Stadt. Oben drängen sich die Touristen. Ob zu Fuß, mit dem Auto oder der Pferdekutsche, hier wuselt es nur so, und alle paar Meter hören wir eine andere Sprache. Auf einem der terrassenförmig  angelegten Restaurants daneben lassen wir uns einen Kaffee schmecken und winken den vielen Fotoapparaten zu, die uns als Kulisse mitfotografieren. Sowieso ist Ronda kein verschlafenes Bergdorf, sondern verfügt auch über eine sehr bevölkerte Einkaufsmeile, auf der es von Geschäften und Menschen nur so wimmelt. Wir stärken uns mit Crepes, bevor wir unseren Wagen durch die engen Gassen zurück zur Hauptstraße lenken.

Auf der Route der Pueblos blancos schlängelt sich die Straße durch das andalusische Hinterland. Mal nah, mal fern, tauchen immer wieder weiße Dörfer in unser Blickfeld. Eine ungewöhnliche, manchmal etwas bizarre Landschaft.

Tipp Algodonales

Durch Algodonales fahren wir kurzerhand durch anstatt auf der Umgehungsstraße daran vorbei, und unser Abstecher wird auch sogleich belohnt. Eine hübsche Kirche, die Inglesia Parroquial de Santa Ana von 1784 blickt auf einen wunderschönen kleinen Platz. Dieser ist bestückt mit Bänken zum Verweilen. Wir stellen das Auto ab und bestaunen die Einheimischen, wie sie palavernd in den wie auf einer Perlenschnur aufgereihten Straßencafés ihr Schwätzchen halten. Der Ort ist wegen seiner hügeligen Landschaft unter Gleitschirmfliegern bekannt. Touristen haben wir trotzdem keine gesehen, dafür ein Schild: Menü für Euro 7.50

Wir haben die Zeit vergessen, und so müssen wir uns nun etwas beeilen, um rechtzeitig in Jerez de la Frontera zu sein. Deshalb streifen wir den Hauptort der weißen Dörfer, Arcos de la Frontera,  nur am Rande. Nicht aber ohne einen Blick auf sein Schloss und die Kirche in der Altstadt zu werfen, die sich auf einem steilen Felsen oberhalb des Flusses Guadalete liegt.

In Jerez de la Frontera, dem Weltzentrum der Sherry-Produktion, hat Schlosser-Reisen eine Besichtigung in der Bodega-Tradicion für uns arrangiert. Unsere Führerin in der Kathedrale des Weines heißt Sabrina und kommt ursprünglich aus Frankfurt. Sie lebt aber bereits sechs Jahre in Jerez. Sympathisch und kompetent erklärt sie uns, wie der berühmte Sherry hergestellt und gelagert wird. Neu ist für uns die Lagerung in Fassreihen. In der untersten Reihe ruht der älteste Wein der meist fünfstöckigen Fässer-Pyramide. Nur hieraus wird alljährlich ein Drittel entnommen und in Flaschen abgefüllt. Der fehlende Wein wird ergänzt aus der darüber liegenden Fassreihe. Bis zur obersten Reihe setzt sich dieses Verfahren fort, hier wird junger Wein nachgefüllt, der mindestens fünf Jahre reifen muss. Im Anschluss besichtigen wir noch eine der bedeutendsten Privatsammlungen christlicher Malerei mit Bildern von Goya und Picasso,  die ebenfalls zur Bodega dazugehört.

Nach der Bodega-Besichtigung und Verkostung ist es nun nicht mehr weit in unser Hotel, das Sherry-Park in Jerez. Ein schönes 4-Sterne Haus mit einer Schranke vor dem hauseigenen Parkplatz. Die Rezeption in der riesigen Lobby ist mit einer deutschsprachigen Dame besetzt, was uns beiden die Kommunikation doch etwas erleichtert. Obwohl wir auch mit Englisch in den Hotels und Restaurants gut zurechtkommen.

Tipp Restaurant in Jerez de la Frontera

Vorhin erwähnte ich die nette Sabrina aus Frankfurt. Sie gab uns zwei Insider-Geheimtipps, wovon wir den ersten Tipp gleich an diesem Abend ausprobieren. Sie empfahl uns nämlich das Cruz Blanca, ein Restaurant gegenüber vom Rathaus. Nach einem 20-minütigen Spaziergang erreichten wir das Restaurant, das schon von außen einen gemütlichen Eindruck machte. Innen ist es in hellen Farben gehalten, das Interieur ist modern, das Essen sehr gut. Am Nachbartisch saß zufällig ein spanisches Fernsehteam und interviewte eine Frau mit einem behinderten Kind. Eine interessante Abwechslung für uns.

 

Tag 2: von Jerez über Cádiz nach Sevilla

Heute freuten wir uns eigentlich auf einen schönen Tag am Strand der Costa de la Luz, doch leider wurde daraus nichts. Schon beim Frühstück schüttete es wie aus Eimern, und unser Alternativprogramm, nämlich das Uhrenmuseum von Jerez zu besuchen, bei dem Punkt 12 Uhr mittags 300 Uhren ein Klingelkonzert geben, fiel wegen Renovierungsarbeiten auch ins Wasser. Also entschlossen wir uns, wenigstens Cádiz einen Besuch abzustatten.

Fräulein des Meeres, Geliebte des Windes, so betitelte der der Dichter José Maria Peman Cádiz. Wir würden diese sehenswerte Stadt aber anders nennen.

Chaos in Cádiz – aber keine Angst, wir haben die Lösung

Ich drehe schon seit Stunden hier so meine Runden… Wer kennt diese Zeilen von Herbert Grönemeyer nicht? Ich denke, er hat sie in Cádiz geschrieben.

Von drei Seiten vom Meer umgeben, bleibt auf der vierten Seite nicht mehr viel Platz für die Stadt mit ihren Häusern. Schon gar nicht für die vielen Autos. So haben wir bei fast jedem einheimischen Fahrzeug Schrammen in den Stoßstangen gefunden. Deshalb unser erster Tipp: fahren Sie sofort den nächsten öffentlichen Parkplatz an. Es gibt genügend, und Sie sind auch nicht teuer. Wir haben pro Stunde zirka einen Euro bezahlt. Wenn die Sonne scheint, gehen Sie zu Fuß, wenn es regnet nehmen Sie den Bus. Auch in Cádiz fahren die Cabrio-Doppeldecker-Sightseeing-Busse durch die Stadt. Wie sie das bei dem dichten Verkehr machen, bleibt ihr Geheimnis.

Von uns zu empfehlen ist der Parque Genoves, eine kleiner Park direkt an der Strandpromenade. Viele exotische Pflanzen aus der ganzen Welt sind hier kostenlos zu bestaunen, und auch viele Vögel haben hier ihr Zuhause gefunden.

Tipp Tapas in Cádiz

Sie erinnern sich noch an Sabrina?

Wir sind Ihnen noch den zweiten Insider-Obergeheimtipp schuldig. Und den bekommen Sie jetzt geliefert.

Sie mögen Tapas?

Und Sie haben keinen Parkplatz?

Hier werden Sie geholfen.

El Faro heißt das Zauberwort. Sie finden das Restaurant in der Calle St. Felix 15

Einfach Vorfahren und das Auto vor dem Haus abstellen. Ein Chauffeur parkt es für Sie in der hauseigenen Tiefgarage, während Sie bereits an der Theke stehen und so viele Tapas verzehren wie Sie mögen. Sie meinen das hört sich teuer an? Nun ja, das Restaurant ist nicht gerade das Günstigste, aber die Tapas an der Bar kosten unter drei Euro das Stück. Wir haben für 22 Euro zu zweit zu Mittag gegessen. Und zwar so exzellent, das ich behaupte, es sind die besten Tapas von Cádiz. Vielleicht sogar von Andalusien, eventuell auch von ganz Spanien. Fahren Sie hin, probieren Sie es aus. Wem es hier nicht schmeckt, der hat selber schuld.

 

Tag 3: Wer Sevilla nicht gesehen hat, der kennt keine Wunder

Um es gleich vorneweg zu sagen: ein halber Tag in Sevilla ist viel zu kurz. Wir empfehlen, dass Sie sich zwei Tage Zeit nehmen. Denn Sie sollten nicht nur die vielen Sehenswürdigkeiten bestaunen, sondern auch das Flair dieser Stadt genießen.

Machen Sie es wie wir, beginnen Sie um 10 Uhr Ihre Stadtbesichtigung mit dem Fahrrad. Die Tour beginnt direkt am Rio Guadalquivir am Torre del Oro, dem Goldturm. Warum der so heißt, erzählt Ihnen die 20-jährige Sevillianerin Silvia, eine wahrhaft lebhafte Spanierin. Wobei Sevillianerin auch nicht ganz richtig ist, kommt sie doch aus Triana, dem Stadtviertel gegenüber, aber auch diesen Unterschied wird sie Ihnen erklären. Und noch viel mehr. Denn über Triana und die Königliche Pfarrkirche Santa Ana geht es in die Innenstadt zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Kirchen, Museen, Parks, sogar ein kleiner Imbiß mit Kaffee ist eingeplant. Hier gibt es auch Toiletten. Silvia erklärt Ihnen das wesentliche. Und wenn nach drei Stunden die Andalusien Bike-Tour zu Ende ist, dann haben Sie richtig Lust bekommen, nun auf eigene Faust loszuziehen und sich das in Ruhe anzusehen, was Sie am meisten interessiert.

Tipp Restaurants in Sevilla

Natürlich haben wir uns die Gelegenheit nicht nehmen lassen, Silvia, die Einheimische, nach Restauranttipps zu fragen, die auch von ihr frequentiert werden.

Hier sind sie, allerdings ohne Gewähr, da wir nicht die Zeit hatten, dort selbst vorbei zu schauen.

Los Coloniales www.tabernacoloniales.es

Las Columnas  (in der  Calle Mateos  Gago, Sevilla)

Las Golondrinas www.barlasgolondrinas.com

Casa Ruperto (Las Codornices) Avenida Santa Cécilia 2, Sevilla (Triana)

Hotel-Tipp: 4-Sterne Hotel Monte Triana in Sevilla

Wir wollen nicht jedes Hotel unserer Reise vorstellen, sondern Ihnen nur die Hotels empfehlen, die uns besonders aufgefallen sind.

Das Monte Triana gehört auf jeden Fall dazu.

Obwohl „nur“ ein 4-Sterne Haus, erhielten wir hier den besten Service. Nicht nur, dass uns eine reizende junge Dame in die Tiefgarage einwies und uns die Koffer aufs Zimmer brachte. An der Rezeption waren immer mehrere Personen anwesend, mindestens eine davon sprach deutsch. Vom Direktor wurden wir persönlich begrüßt, natürlich auch auf deutsch. Und als wir am folgenden Tag die Bike-Tour machten, durften wir unser Auto, obwohl wir bereits ausgecheckt hatten, noch in der Tiefgarage stehen lassen. Und dem nicht genug: als wir dann am Mittag endlich losfuhren, klebte ein kleiner Zettel an unserer Windschutzscheibe: das Hotel war so frei und hatte unsere Scheiben geputzt.

So viel Service muss belohnt werden, deshalb empfehlen wir dieses Hotel besonders.

Nationalpark Coto de Donana

Der flächenmäßig größte Naturschutzpark Spaniens ist einzigartig in Europa. Wir sind von Huelva aus nach Süden gefahren, immer an der Küste entlang. Bäume, nichts als Bäume rechts und links der Straße. Eingezäunt, damit nicht jeder Umweltsünder hier sein Unwesen treiben kann. Hin und wieder biegt rechts eine kleine Straße ab zum Strand, der hier sehr breit ist und wir vermuten auch im Sommer nicht so überlaufen sein wird.

In den Nationalpark selbst kommt man nur an bestimmten Infozentren. Von hier aus kann man kleine Wanderungen unternehmen oder eine Fahrt mit dem Geländewagen buchen. Sie sollten aber ein paar Stunden Zeit mitbringen, denn die wild lebenden Tiere wollen auch gefunden werden. Bekannt ist die Donata vor allem durch ihre Vogelwelt, aber auch der iberische Luchs, der Rothirsch und Wildschweine sind hier zu Hause. Die Landschaft ist wirklich einzigartig, so etwas haben wir noch nie vorher gesehen.

Hotel-Tipp: 4-Sterne Parador in Carmona

Paradores sind exklusive Hotels in Spanien, die in alten Schlösser und Burgen beherbergt sind. Wir haben das Glück, in Carmona, etwa 40 km östlich von Sevilla, auf unserem Weg nach Córdoba hier zu übernachten. Bereits auf der Autobahn weist ein Hinweisschild die Richtung, dann geht es durch Carmona den Berg hinauf. Die Gässchen werden enger und enger, und plötzlich taucht die maurische Festung hoch oben auf. Beeindruckend diese Lage! Von unserem Zimmer aus blicken wir wie von einem Adlerhorst aus auf die unter uns liegende Landschaft. Das Interieur ist stilvoll. Hier weht der Geist der stolzen Spanier noch durch alle Ritze.

Und Edel ist der Schuppen. Viele Engländer treffen wir hier, und sie passen hervorragend in dieses ehrwürdige Ambiente. Aston Martin und Jaguar stehen auf den Parkplatz. Very British!

 

Tag 4: von Carmona nach Córdoba

Kurz vor Córdoba biegen wir links ab zu Medina Azahara. Ein Palast, von dem bis heute lediglich ein Zehntel aus dem Erdreich geborgen wurde. Das Auto müssen wir unten am Berg parken, ein Shuttlebus bringt die Touristen dann nach oben. Zwei Wege zweigen von der Puerta Norte ab, der rechte führt zum Wohnbereich des Kalifen, der Linke zum administrativen Viertel.

Aussichts-Tipp: Nehmen Sie die Höhenstrasse nach Córdoba

Wenn Sie zurück am Auto sind, fahren Sie ein kurzes Stück zurück Richtung Medina Azahara, und biegen dann die einzige Möglichkeit rechts den Berg hoch ab. Richtung Trasierra.

Diese kleine kurvige Straße führt zunächst steil bergauf, um oben auf dem Scheitelpunkt nach einer scharfen Rechtskurve wieder steil bergab zu führen. Dazwischen ergeben sich herrliche Ausblicke auf Córdoba und seine Umgebung, und ab und an ist auch eine kleine Haltebucht, um ein aufregendes Foto zu schießen.

Córdoba ist Weltkulturerbe, demzufolge treffen sich die Touristenströme auch am Ufer des Guadalquivir. Höhepunkt der Bewunderung ist die Mezquita, das herausragenste Bauwerk islamischer Sakralarchitektur in der westlichen Welt. Durch die verschiedenen Epochen islamischer und christlicher Herrschaft können Sie heute inmitten der Moschee eine Kathedrale bewundern, die sich in einem atemberaubenden Wald aus arabischen Bögen und Orangenbäumen erhebt.

Aber Córdoba ist weit mehr als die Mezquita und die vielen anderen historischen Bauwerken. Uns hat das Flair von Córdoba fasziniert. Enge Gassen münden plötzlich auf weiträumigen Plätzen, wo unter Bäumen Straßencafés ihre Tapas offerieren. Und hier sitzen nicht nur Touristen. Die Einheimischen palavern an jeder Straßenecke,  irgendwo intoniert ein selbsternannter Tenor eine Arie, während zehn Meter weiter ein spanischer Gitarrero traurige Weisen zum Besten gibt. Es lebt und pulsiert in Córdoba, die Touristen verschmelzen mit den Andalusiern. Ähnlich wie in Sevilla, nur alles eine Nummer kleiner. Ein bezaubernder Ort, der die Historie mit der Moderne in eleganter Weise verbindet. Uns hat es hier sehr gut gefallen, bis jetzt verkörpern Sevilla und Córdoba das Andalusien, das wir uns vorstellen.

 

Tag 5: von Córdoba nach Granada

Beim Auschecken im 4-Sterne Marcia Alfaros in Córdoba erwartet uns heute die erste Überraschung, als wir Euro 18.- fürs Parken in der hauseigenen Tiefgarage berappen müssten. Ein stolzer Preis! Es war das erste Mal, das Parken kostenpflichtig war, aber wohl nicht das letze Mal.

Gleich am Vormittag hatten wir dann eine Besichtigung einer Ölmühle in Montilla. Angela, eine Spanierin mit hervorragenden deutschen Sprachkenntnissen und einem fränkischen Akzent, obwohl sie einmal in Hessen gelebt hat, erklärte uns traurig, dass die Mühle leider gerade defekt sei und sie uns deshalb alles nur theoretisch erklären könne. Dafür schloss sich der Besitzer der Ölmühle unserer Besichtigung an. 78.000 Olivenbäume nennt er sein Eigen, berichtet er sichtlich stolz, und die verschiedenen Ölsorten kämen alleine durch die verschiedenen Ölivenarten und den Reifegrad zustande. Nicht ein einzelner Fremdstoff befindet sich in dem kaltgepressten Olivenöl von Señor Gonzalo Bellido Vela, deshalb nennen sie ihr Öl hier auch liebevoll „Saft der Oliven“.

In 1,5 Stunden erklärt uns Angela nicht nur jeden einzelnen Schritt von der Ernte bis zum fertigen Öl. Im benachbarten Museum erläutert sie uns auch, wie frühere Generationen ums Olivenöl regelrecht gekämpft haben, mit Eseln und Muskelkraft.

Nach der Verkostung nehmen wie natürlich einige Kostproben des

„Saftes“ mit nach Hause, nicht zuletzt deshalb, weil Señor Vela uns glaubhaft vermittelt, dass man entgegen der landläufigen Meinung durchaus Steaks damit Braten kann, da es bis 180 Grad erhitzbar ist.

Nach dieser spannenden Führung, die wir gerne empfehlen können, geht es weiter durch die Weiten der Olivenhaine in Richtung Granada. Hier ist die Landschaft besonders schön, finden wir, deshalb fahren wir nicht schnurstracks hindurch, sondern genehmigen uns zwei kleinere Umwege. Der Erste kostet uns ungefähr zehn Kilometer und bringt uns nach Zuheros, einem kleinen weißen Bergdorf mit gerade mal 746 Einwohner. Sehr sehenswert lehnt es sich hier an die Felsen an, obendrauf steht eine alte Burg aus der Zeit der maurischen Herrschaft.

Ausflugs-Tipp: Lucena oder die Reise zum Mittelpunkt von Andalusien

Nach Carma kommen sie auch durch Lucena durch. Beide Orte werden in verschiedenen Reiseführern als sehenswert beschrieben, was unsere Meinung aber relativ ist im Vergleich zu den großen Städten wie Sevilla oder Córdoba. Immerhin steht in Lucena mit einer Höhe von 27 Meter der größte Stuhl der Welt.

Spektakulär ist die Aussicht vom geografischen Mittelpunkt von Andalusien. Der liegt nämlich auf einem Berg. Schon von weitem sieht man das weiße Santuario de Maria Santisma de Araceli, das Sanatorium unserer Lieben Frau Araceli hoch oben über Lucena thronen. Im Ort ist es gut beschildert. Nur die letzten Meter braucht der Autofahrer gute Nerven. Die Straße mit zwanzig Prozent Steigung steigt steil an und ist sehr eng. Links kommen die Felswände immer näher, rechts der Abgrund. Getrennt nur von ein paar weißen Steinblöcken, schlängelt sich der Weg nach oben. Um dann in einem kleinen Parkplatz zu münden. „Bus“ steht da auf dem Parkschild,  und wir trauen unseren Augen nicht, hat doch unser Pkw kaum auf die Straße gepasst.

Belohnt werden wir durch einen wirklich spektakulären Ausblick rings herum. Da der Berg rund ist, hat man ca. 270 Grad freie Sicht über Andalusiens Landschaft. Und auch für die Fotos lohnt sich das bisschen Angstschweiß allemal.

Die Weiterfahrt nach Granada verläuft ohne nennenswerte Aktionen. Aber morgen besichtigen wir dann das Juwel der maurischen Baukunst – die Alhambra. Die einstige Königsstadt der Nasriden.

 

Tag 6: Granada und Almunecar

Alhambra. Über die Geschichte der Stadtburg steht so viel in allen Reiseführern dieser Welt, das wir darauf getrost verzichten und auf die einschlägige Literatur verweisen.

Da wir mehrmals vor Dieben gewarnt worden waren, ließen wir das Auto im Hotel und nahmen den Bus. Eine gute Entscheidung! Die Linie 30 erreichten wir nach zehnminütigen Fußweg. Vollgestopft wie die Ölsardinen sitzen und stehen hier Menschen aus fast allen Kontinenten auf engsten Raum zusammen und ertragen das Schaukeln des Minibusses. Für Euro 1,20 pro Person kutschiert uns der gelangweilte Fahrer dafür direkt zum Haupteingang. Die lange Schlange schreckt uns nicht, denn Django zahlt heute nicht – Django hat Abo. Schlosser Reisen hat vorab für uns Karten reserviert, die wir nebenan abholen können.  Ohne Schlange. Leider regnete es in Strömen, und am Ende waren wir total durchnässt. Trotzdem hat uns dieses Bauwerk begeistert, die Alhambra ist DAS Bauwerk in Andalusien schlechthin, das man nicht verpassen sollte. Riesengroß, voller Touristen aus allen Herren Länder, aber einmalig. Einen halben Tag sollten Sie einrechnen. Höhepunkt ist der Nasridenpalast, zu dem Sie nur zu einem bestimmten Zeitpunkt Einlass bekommen. Die Touristenströme werden so gelenkt, und Sie haben wenigstens ein bisschen Platz, sich alles anzuschauen. Beeindruckend empfanden wir auch die Größe der Anlage. Und die vielen Pflanzen und Gärten. Wir haben nicht alles gesehen, das scheint schier unmöglich zu sein, und der Regen Vertrieb uns dann auch aus dem gefühlten Paradies.

Die Alhambra war aber sicher der Höhepunkt der Reise. Ohne die Alhambra gesehen zu haben, waren Sie nicht in Andalusien.

Zurück im 4-Sterne Hotel Macia Condor holten wir unser Auto aus der engsten Tiefgarage der Welt und bezahlten wieder 18 Euro Parkgebühren. Dann fahren wir dem Meer, aber leider nicht der Sonne entgegen. Almunecar an der Costa Tropical ist unser letztes Ziel. Die „tropische Küste“ mit den vielen Palmen verdankt ihren Namen dem Umstand, das sie direkt hinter den Bergen der Sierra Nevada liegt, die vor den kalten Winden und Wolken aus dem Norden schützen. Und dem Meer gegenüber liegt Afrika und bringt die warmen Winde. Sowieso ist Almunecar total unterschätzt. Denn ist man erst mal in der City, erschließen sich schöne Gässchen und Plätze an fast jeder Ecke. Ein richtig kleines und noch relativ unbekanntes Kleinod versteckt sich da zwischen dem großen Málaga und Almeria. In einem einheimischen Fischlokal verzehren wir den besten Schwertfisch seit Jahren. Unzählige Strände und kleine Buchten laden zum Baden und Strandwandern ein, immer wieder treffen wir auf kleine gemütliche Restaurants direkt am Meer.

Leider neigt sich unsere Reise nun dem Ende.

Andalusien bietet zu den vielen Stränden, die zu einem richtigen Urlaub im sonnigen Süden dazugehören, auch viel Geschichte und Kultur. Und das auf einem nicht zu großen Raum. So ist Granada mit seiner Alhambra gerade einmal 80 Kilometer vom Meer entfernt, und auch von Sevilla aus ist man in zirka einer Stunde am Wasser. So kann man zwischen den Badetagen immer mal wieder etwas Kultur genießen und seine Bildung erweitern. Das einheimische Essen ist exzellent, alle von uns besuchten Hotels waren zu unser vollsten Zufriedenheit. Was den Komfort, die Sauberkeit und auch den Service und die Freundlichkeit angeht. Zu bemängeln haben wir nur in zwei Hotels die Parkgebühren, die extra berechnet wurden..

Peter H. aus Aalen