Ein Andalusien-Spezialist entdeckt die Extremadura Tag 3
Von der ländlichen Kirschfarm in die lebendige Stadt Caceres
Das Hotel Tunel del Hada ist sehr geschmackvoll. Das Zimmer und Bad ist sehr großzügig. Bei gestriger Ankunft hat mich eine kleine Schachtel frischer Kirschen im Zimmer erwartet, welche ich heute Morgen genüsslich verzehre. Ein kleiner Vitaminkick ist immer gut. Die Badartikel sind auch mit Kirschduft versehen und beim Frühstück riechen wir alle nach Kirschen. 🙂 Wer möchte, kann sich größere Mengen Kirschseife und -duschgel an der Rezeption kaufen.
Nach dem Frühstück startet unser Programm. Wir werden wieder in zwei Gruppen aufgeteilt. Die erste Gruppe fährt in das Naturreservat Garganta de los Infiernos. Sie machen am Vormittag die Wanderung zu Los Pilones und werden viel Natur erleben. Die Wanderung hat einen niedrigen Schwierigkeitsgrad und eine Länge von insgesamt 7 km. Bei schönem Wetter bieten sich auf dieser Route gute Badegelegenheiten.
Unsere Gruppe besucht heute eine Kirschfarm, da das Jerte-Tal bekannt hierfür ist. Wir werden mit dem Bus nach Casas del Castanar gefahren, wo Benjamin von der Finca Rufo auf uns wartet. Er freut sich über unser Interesse und zeigt uns stolz seine Kirschbaumfelder.
Wir gehen einen Weg den Hang hinauf, wo in einem kleinen Schuppen die Sammlerwerkzeuge warten. Die Sammlerwerkzeuge bestehen aus Körben, welche wir uns mit einer entsprechenden Vorrichtung um die Schulter hängen können. Benjamin ermuntert uns, den Korb mit Kirschen zu füllen. Wir sind sehr wählerisch und suchen nur gute Kirschen für unsere Körbe. Als Benjamin das sieht, fängt er an zu lachen. Das muss viel schneller gehen!
Er zeigt uns seinen Korb, welchen er in wenigen Minuten gefüllt hat. Er erklärt uns, dass alle Kirschen vom Baum gepflückt und erst später aussortiert werden. Dann geht es schneller. Während wir pflücken, dürfen wir immer wieder von den Kirschen naschen. Er hat verschiedene Sorten angepflanzt und die Kirschen schmecken tatsächlich unterschiedlich.
Wir Anfängerpflücker stehen vor dem Baum auf dem Boden und pflücken die Kirschen ab, welche wir erreichen können, während Benjamin schon in den Ästen verschwunden ist. Es gibt drei Methoden des Pflückens, die erste haben wir gleich instinktiv gemacht, für die zweite klettert der Pflücker in die Äste und bei der dritten stellt sich der Pflücker eine Leiter auf, damit er oben die Krone erreicht.
Nach dem Pflücken schütten wir alle unsere gesammelten Kirschen in eine Box. Hier wird aussortiert und nach Größe geordnet. Benjamin hat hierfür eine Schablone. Passt die Kirsche nicht in die Form oder ist viel zu klein, kommt sie in eine andere Box. Die besten und passgenauen Kirschen werden später verkauft und auch exportiert. Benjamin sagt, dass seine Familie sehr viel exportiert, vor allem nach Großbritannien. Die Kirschen werden in Kühltransportern dorthin geliefert.
Jeden März findet sich im Jerte-Tal ein ganz besonderes Bild: die Kirschblüte. Alle Kirschbäume blühen mit weißen Blüten und schmücken die Hänge. Ich denke, es muss sehr schön zu dieser Zeit hier sein, ringsherum die bergige Natur, das Grün wird durch die farbigen Kirschblütenbäume ergänzt. Die Erntezeit ist von April bis Juni.
Es spielt das Wetter eine große Rolle dabei, denn Regen mögen die Kirschen überhaupt nicht. Benjamin hat die Bäume verschieden angepflanzt, sodass sich der Reifeprozess verteilt und sie mehr Zeit zum Ernten haben. Im Moment, sagt er uns, sind sie mit 8 Personen am Pflücken, alles Familienmitglieder.
Später dürfen wir noch den Kirschlikör probieren, welche aus den zu kleinen Kirschen hergestellt wurde. Es gibt auch einen hochprozentigen Kirschschnaps, doch der ist mir für diese Uhrzeit zu stark. Die Kirschen, welche wir mit unserer Gruppe gepflückt haben, dürfen wir als Geschenk mitnehmen. Wir wollen damit die andere Gruppe überraschen, die eine Wanderung gemacht hat.
Zum Mittagessen am Nachmittag, es ist schon wieder 14 Uhr, treffen wir uns alle wieder. Wir sind in der Landunterkunft Casa rural Garza Real in Valdastillas eingeladen. Als wir das Haus betreten, sind wir sehr beeindruckt. Das kleine Restaurant versprüht eine wunderbare Gemütlichkeit und der Hausherr, welcher auch gleichzeitig der Kellner ist, empfängt uns mit einem strahlenden Lächeln.
Als Vorspeise haben wir einen Salat, den wir in dieser Komposition noch nie gegessen haben. Grüner Salat, mit karamellisierten Walnüssen und warmen Birnen, als Dressing Essig und Öl. Es war ein Gedicht! Wir waren alle begeistert.
Als Hauptspeise bekommen wir viel Schweinefleisch und eine kleine Beilage, bestehend aus drei Bohnen. Wir sind uns einig, dass die bestimmt nur als Dekoration für das Fleisch dort gelandet sind, denn bei uns Zuhause sehen die Mengen an Beilagen anders aus. Als Nachtisch gibt es eine Süßspeise.
Nach dem Essen schauen wir uns noch ein paar Zimmer an. Das Hotel hat insgesamt 6 Zimmer und ist sehr individuell und charmant eingerichtet. Die Eigentümer sind überaus reizend und zeigen, dass Gäste sehr willkommen sind. Wir wären gerne länger geblieben, doch wir wollen noch in die Stadt Caceres und haben noch einen längeren Weg vor uns.
Unser Fahrer Marco macht mit dem Bus Halt am Eingang der Fußgängerzone, denn unser 3*-Hotel Albarragena liegt sehr zentral mittendrin. Vorbei an unzähligen Geschäften führt uns der Weg bergauf zum Hotel. Wir bekommen unsere Zimmer zugeteilt und staunen nicht schlecht, als wir das Innere des Hotels betreten. Es hat etwas von einem Wohnhaus mit sehr individuellem Stil. Den Zimmerflur erkennen wir gar nicht als solchen an, er sieht vielmehr nach einer Art Wohnzimmer aus, mit Kronleuchter und Couch. Die Zimmer sind sehr unterschiedlich.
Mein Zimmer ist sehr groß. Ich könnte problemlos jemanden zum Tanzen einladen. Mein Nachbar hat ein sehr kleines Zimmer, dafür aber ein riesiges Badezimmer. Und die Dame über meinem Zimmer hat eine Dachterrasse, welche so groß ist wie mein ganzes Zimmer. Wir haben sehr viel Spaß dabei, uns über die unterschiedlichen Zimmer auszutauschen. Alle haben jedoch eines gemeinsam. Es sind sehr hohe Zimmer, vermutlich wegen dem Altbau. Sehr schön.
Wir sind sehr neugierig auf die Stadt. Caceres ist eine Universitätsstadt und Partnerstadt von Marburg, weshalb viele deutsche Studierende in der Stadt sein sollen. In den Straßen herrscht quirliges Leben und es bildet einen guten Kontrast zu unserem vorher doch sehr ländlichen Programm. Unser Reiseleiter Marco führt uns durch die Straßen und zeigt uns interessante Bauwerke, wie z.B. die Santa Maria am Plaza Mayor.
Wir gehen in eine Ausstellung, wo die Festtrachten der Semana Santa ausgestellt sind. Ein Festumzug ist als Modell dargestellt. Marco witzelt, dass es während des Umzugs vermutlich das einzige Mal ist, dass alle Spanier zusammen ruhig sind. Draußen auf dem Platz hat uns dann auch das spanische Leben wieder.
In der Altstadt hat sich ein Orchester aufgebaut mit ein paar Stuhlreihen vor sich. Unser Reiseleiter Marco sagt uns, dass die Musikanten von der Universität kommen und hier kostenlos ab und zu kleine Konzerte spielen. Weiter in den Straßen treffen wir hier und da auf einen Straßenmusiker, welcher stolz sein Können zeigt.
Es herrscht sehr viel Leben in den Straßen und überall finden sich Plätze, an denen sich Menschen treffen. Die Atmosphäre ist sehr behaglich.
An diesem Abend haben wir im Hotel Casa Don Fernando ein Tapas-Abendessen. Viele verschiedene Vorspeisen erwarten uns wieder, etwas Fleisch zum Hauptgang und als Dessert eine alkoholfreie Pina Colada. Nach dem Essen zieht es uns sofort nach draußen. Die Plaza vor dem Hotelrestaurant bietet ein wunderschönes Bild. Der Himmel ist dunkel, die historischen Gebäude sind mit Beleuchtung in Szene gesetzt und es reiht sich ein Café, Kneipe, Restaurant an das andere. Und alle sind sehr gut besucht.
Den Rückweg nach dem Abendessen gehen wir durch die Altstadt. Hier ist es mittlerweile sehr ruhig und verlassen. An einem Tor entdecken wir eine Reisegruppe und zwei Schausteller. Wir gesellen uns dazu und erleben eine spanische Erzählung über einen Vater, der gerade seine verlorene Tochter wiederfindet.
Für diese Begegnung wählt er aus dem Zuschauerkreis zwei Personen aus, darunter einen aus unserer Gruppe für den Vater. Wir haben zwar nichts verstanden, doch es war ein sehr großer Spaß, da der Schausteller jedem seine Rolle übertrieben vorgespielt hat und die beiden Ausgewählten es dann nachspielen mussten. Super!
Wir kehren in eine kleine Gartenbar neben unserem Hotel für einen Absacker ein. Als wir nach Mitternacht ins Hotel zurückkehren, sind die Straßen immer noch mit Menschen gefüllt.