Paradores-Rundreise als Andalusienurlaub

Der Niederschlag fällt vor allem im Winter und beträgt, je nach Region, zwischen 500 und 2.000 mm. Das Gebiet Adra-Almeria-Curvas im SO gehört mit 120 mm zur niederschlagärmsten Zone Europas und hat fast wüstenartigen Charakter. Trotz Industrie in Sevilla, Malaga, Cordoba, Granada, Cadiz und Huelva ist Andalusien ein Agrarland; fast 40% der Beschäftigten arbeiten in der Landwirtschaft.

Andalusien ist das größte Olivenanbaugebiet auf der Welt mit 300 Mio. Olivenbäumen. Sie wachsen bis auf einer Höhe von 1.000 Metern. Erntezeit ist von Nov bis März wobei 250.000 Erntehelfer zu einem Stundenlohn von 8 € eingesetzt werden. Die Oliven werden durch schütteln, schlagen oder pflücken geerntet. Die erste Ernte wird jeweils kalt gepresst. Zentrum ist die Stadt Cluevo de Cordoba.

Die Latifundienwirtschaft entstand, weil die span. Könige immense Landflächen an Adelige und Klerus für ihre Beteiligung an der Reconquista vergaben. Die feudalen Verhältnisse haben sich über Jahrhunderte fast unverändert erhalten. Die Großgrundbesitzer züchten mit Vorliebe Pferde und Stiere. Ihnen gehören die riesigen Olivenplantagen, die Weinstöcke, die Baumwoll- und Weizenfelder, die Orangenpflanzungen, die Flächen mit Sonnenblumen und die unter den Plastikplanen der Treibhäuser wachsenden Gurken und Tomaten. Die Ernten werden nicht mit Maschinen sondern mit den Händen der Tagelöhner eingebracht, die nur saisonweise Arbeit finden.

Die langjährige Herrschaft der Araber hat Bewohner und Siedlungen nachhaltig geprägt, z.B. in der Anlage der Städte, in kunstvollen Bauten, in der traditionellen Wohnweise, in Musik und topographischen Namen. Diese Hinterlassenschaft der Araber und Mauren macht A. so faszinierend anders als andere südliche Gefilde. In den über 700 Jahren ihrer Anwesenheit verwirklichten sie eine Hochkultur, die den Geist der Toleranz zwischen Moslems, Juden und Christen lebte, auch wenn in dieser Gesellschaft jeder seinen ihm zugestandenen Platz einzunehmen hatte. So war auch der Handel mit Sklaven ein blühender Wirtschaftszweig. Jede Stadt hatte ihren eigenen Sklavenmarkt. Von den kriegerischen Überfällen in christliche Gebiete wurden Knaben und Frauen als Beute mitgeschleppt und auf den Märkten verkauft.

Geschichte:

Höhlenmalereien bei Ronda (Cueva de la Pileta) und an der Costa del Sol zeugen von menschlicher Besiedlung im Jungpaläolithikum ca 25.000 bis 10.000 v. Chr.

Die Menschen der Megalithkultur hinterlassen Grabanlagen bei Antequera zwischen 3.000 und 2.000 v. Chr.

Die historische Überlieferung A. beginnt mit dem Reich der Tartessos, das zwischen um 10. und 5. Jh. v. Chr. bezeugt, aber vermutlich wesentlich älter ist.

Diese Adelsgesellschaft mit einer Reihe kleinerer und größerer Siedlungsplätze bewohnte das Mündungsgebiet des Guadalquivir. Ihre ethnische Zugehörigkeit ist unbekannt.

Mit ihrem Reichtum an Erzen und Metallen ziehen sie um 1100 v. Chr. Phönizier an, die erste Kolonien wie Cadíz und Malaga gründeten, vom 7. Jh. an auch Griechen, die durch die Karthager verdrängt wurden.

Ab 237 v. Chr. nach dem Verlust Siziliens im ersten Punischen Krieg, konzentrieren sich die Karthager unter Hannibal auf Iberien und dringen bis zum Ebro vor. Die Grenze wird von Rom anerkannt.

Während des zweiten Punischen Krieges dringen die Römer in karthagisches Gebiet ein und brechen 108 v. Chr. zum Guadalquivir durch.

In nachrömischer Zeit war Andalusien zuerst im Besitz der Vandalen, dann der Westgoten und seit 711 der Araber. Diese bildeten die Oberschicht in ganz Iberien. Aber es kamen immer mehr Berber aus jener Provinz, die die Römer Mauretanien genannt hatten, dem heutigen Marokko. Daher stammt auch der Name für die maurische Kultur in Spanien.

Im Jahre 716 kam erstmals die Bezeichnung Al Andalus (Land der Vandalen) für Andalusien auf. Cordoba, im 10. Jh ein Zentrum europäischer Kultur, war zunächst Hauptstadt des Emirats (Herrschaftsgebiet eines Befehlshabers oder Gouverneurs) und nannte sich ab 929, mit der Hochblüte des omaijidischen Reiches, Kalifat. Der Kalif (Beherrscher der Gläubigen) galt als Nachfolger des  Propheten. Nach 1031 zerfiel A. in viele maurische Kleinstaaten.

Zwischen 1212 und 1492 (Fall von Granada) wurde A. durch das christliche Königreich Kastilien und Leon erobert.

Wie jedes Jahr wollen wir, meine Ehefrau Anna und ich, der Kälte des Sauerlands entfliehen und einige Sonnenstrahlen genießen. Nach der guten Vorbereitung durch Schlosser Reisen haben wir uns für eine Reise nach Andalusien entschieden. Wir waren beide noch nicht hier, da mir die hohen Temperaturen im Sommer nicht behagen. Wie ich gelesen habe, gibt es aber viel zu sehen. Dafür scheint uns diese Jahreszeit optimal.

 

So 19.12.2010

Unser Flieger kommt mit 10 Min Verspätung um 14.30h in Köln an und kann erst um 15.45h wieder starten. Nachdem wir eingestiegen sind beginnt der angekündigte Schneefall. Nach über einer Stunde können wir wieder aussteigen, der Flughafen ist gesperrt worden. Bei Air Berlin besorgen wir die Nummern unserer Gepäckstücke, die ich mit dem Abschnitt der Bordkarte verloren habe schon bevor wir eingestiegen sind. Die Schlange vor dem Air Berlin Schalter ist riesig und keiner weiß wie es weitergehen soll. Auf der Abflugliste taucht unser Flug nicht mehr auf, wir sind offensichtlich schon gestartet. Am Info-Schalter weiß auch niemand etwas und Anna hört den letzten Aufruf für unseren Flug nach Malaga. Wir eilen durch die Sicherheitsschleuse der Business Abfertigung, drängeln uns durch die Schlange der gecancelten Berlin-Flieger als Vorletzte in unseren Flieger. Aber es geht noch nicht los. Erst müssen alle Passagiere namentlich auf einer Liste abgehakt werden, dann wird die Maschine enteist. Mit 5 Std Verspätung heben wir um 20.05h ab.

In Malaga kommt unser Gepäck zuletzt auf dem Band an und wird dann auch noch von einer etwas sehbehinderten Mitreisenden vor unseren Augen vom Band genommen. Das bleibt Anna natürlich nicht verborgen, die etwas angetrunkene Frau muss sich mit den Resten der Gepäckstücke begnügen. Entgegen unserer Vermutung ist die Station von Europcar auch um fast 24.00h noch besetzt. Wir versichern die Reifen unseres Autos extra, da sie angeblich nicht in der Vollkasko mitversichert sind. Die Schlüssel werden uns ausgehändigt aber das Auto ist nicht da wo es stehen sollte. Nicht nur auf der falschen Ebene sondern auch dort wo wir wirklich suchen sollten. Nach einigem Hin und Her kommt die Europcar Bedienstete mit zwei anderen Schlüsseln angelaufen. Wir entscheiden uns für einen Peugeot 207 mit Aschenbecher und Steckdose für unser Navi. Noch nie konnten wir dieses alte Motorrad-Navi besser gebrauchen.

Unser Parador liegt hoch oben auf dem Berg über Malaga. Der Portier wird vom Nachtwächter aus dem Bett geholt, wir können einchecken. Der Blick auf das nächtlich warme Malaga ist sehr schön, auch von unserem Balkonzimmer aus. Nach Sekt und Bier steigen wir nach einem 18 Stunden-Tag  in das verdiente Bett.

Malaga ist die zweitgrößte Stadt Andalusiens mit 600.000 Einwohner und wichtiges Urlaubsziel wg. des Klimas. Die Winter bleiben mild aber wechselhaft.

An der Mündung des Guadalmedina gelegen, ist Malaga einer der ältesten und wichtigsten Mittelmeerhäfen mit Verbindungen nach Ceuta, Tanger und Genua.

Die Stadt wurde im 8. Jh. v. Chr. von den Phöniziern gegründet aber erst die Römer machten eine richtige Stadt aus ihr. Nach der Besetzung durch die Westgoten 571 eroberten die Mauren die Stadt 711. Im Zuge der Reconquista begannen 1478 die Bemühungen, die Stadt in eine neue christliche Ansiedlung zu verwandeln. Während des Spanischen Bürgerkrieges fanden 1937 in der Schlacht von Malaga 10.000 Menschen den Tod.

Die Altstadt mit den Sehenswürdigkeiten Alcazaba (neben uns) und der Kathedrale (unter uns) liegt östlich des Flusses Guadalmedina, der die Stadt von Norden nach Süden trennt. Die Alcazaba von Malaga, eine maurische Festung aus dem 14. Jh., ist mit ihren 650 Jahren die jüngste der Festungsanlagen. Vorher standen an derselben Stelle eine westgotische davor eine römische davor eine griechische und noch früher eine phönizische Festungsanlage. Erst die maurischen Könige von Granada errichteten die jetzige Palastanlage.

Am Fuße liegen die Reste eines römischen Amphitheaters. Eine Doppelmauer schuf einst die Verbindung zu der oberhalb bestehenden Burganlage Castillo de Gibralfaro (der Hügel des Leuchtturms).

Die Kathedrale de la Encarnación wurde ab 1528 von den christlichen Eroberern über der Großmoschee erbaut, der zweite Kirchturm aus Geldmangel nie vollendet.

Der Paseo del Parque erstreckt sich entlang des Hafenbeckens und ist wohl der schönste und geruhsamste Platz in M. Von Palmen und Platanen-Promenaden gesäumt, mit einer Vielzahl exotischer Gewächse bepflanzt. Heute sehen wir ihn nicht und an unserem letzten Tag suchen wir lange nach ihm.

 

Mo 20.12.2010 Die Sirenen der Polizei wecken uns schon früh am Morgen.

Auf unserem Weg nach Gibraltar liegt westlich von Marbella der Sportboothafen Puerto Banus mit 915 Liegeplätzen für Luxusyachten u.a. Die schöne Promenade am Kai können wir nicht finden, nicht einmal einen Augenblick das Meer sehen. Marbella ist keine schöne Stadt und einen Parkplatz finden wir auch nicht. Die Straßen sind voller Autos, nur auf der A7 kommen wir gegen Bezahlung gut voran.

Wir erreichen Gibraltar, sogar mit unserem Auto. Natürlich ist hier die Parkplatzsuche völlig aussichtslos. Auf dem Platz für die Zöllner dürfen wir nicht, auf dem großen Parkplatz will Anna nicht wegen der Abschleppgefahr. Also fahren wir ins Parkhaus und gehen nochmals über die Grenze, diesmal zu Fuß. Ein Taxi bringt uns für 5 € in die Stadt. Wir erstehen auf der Main Street einige zollfreie Waren.

Die Stadt wird von einer maurischen Burg und den im 18. Jh. von den Briten erbauten Festungsanlagen überragt. Das 60 km lange Tunnelstraßensystem (Great Siege Tunnels) mit Krankenhäusern und Geschäften im Felsen von G. bietet Platz für 60.000 Menschen. Gespickt mit Schießscharten, wurde diese Anlage zur Zeit der großen Belagerung um 1780 errichtet. Am südlichen Ende der Main Street steht rechts der Gouverneurspalast, ein ehemaliges Franziskanerkloster von 1531.

Eine Schwebebahn führt zum Upper Rock 395 m ü d M. Einzigartige Ausblicke auf G. die Meerenge und das Spanische Hinterland genießt man vom höchsten Punkt zusammen mit den Affen, das schenken wir uns bei diesigem Wetter.

Die Halbinsel wird von einem 425 m hohen, jäh aus dem Meer aufragenden Felsklotz gebildet, der durch einen flachen, ca. 800 m breiten Schwemmlandstreifen mit dem spanischen Hinterland verbunden ist. Nur hier gibt es frei lebende Affen in Europa. Die Besatzung durch die Engländer soll so lange währen wie es die Affen hier gibt. Während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges besetzten Engländer Gibraltar. Damals sollen die Engländer vor einem Angriff der Spanier und Franzosen durch sie gewarnt worden sein.

Natürliche Höhlen im Felsen von G. gelten als die letzten Rückzugsgebiete der Neandertaler in Europa. Spuren weisen auf eine Besiedlung noch vor 28.000 Jahren hin.

711 wurde die Säule des Herkules von der maurischen Invasion als erster Anlaufpunkt eingenommen. Herakles rückte der Sage nach hier Säulen zwischen Himmel und Erde. Den Berg Moussa auf afrikanischer und den Felsen von G. auf europäischer Seite. Für die antike Sagenwelt endete die Erde jenseits der Straße von Gibraltar.

Karl V ließ um 1160 die Festung trotz Wassermangels zum Schutz gegen Seeräuber ausbauen, die heute als Moorish Castle bekannt ist. 1607 überraschte eine niederländische Flotte eine in der Bucht von G. ankernde spanische Flotte und vernichtete sie. Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges, der die Vorherrschaft der spanischen Habsburger in Europa brach, kämpften Engländer und Niederländer um den Schlüssel zum Mittelmeer. Nach dem Spanischen Erbfolgekrieg wurde das Gebiet 1704 von den Briten eingenommen, 1713 im Vertrag von Utrecht den Briten zugesprochen und ist seit 1830 britische Kronkolonie.

In G. leben ca. 30.000 Einwohner. Die meisten sind spanischer, portugiesischer oder marokkanischer Herkunft und Spanien möchte die Hoheit über G. wiedererlangen. Aber 2002 stimmten 99% der EW für einen Verbleib unter britischer Herrschaft und damit für Bobbies, Pubs und Fish and Chips.

England unterhält in G. einen Flottenstützpunkt wegen der militärischen Bedeutung der Straße von Gibraltar, die zwischen 14 und 44 km breit und 60 km lang und bis zu 286 m tief ist.

Eine starke Oberflächenströmung transportiert relativ salzarmes Wasser vom Atlantik in das Mittelmeer, während salzreiches Mittelmeerwasser in einem schwächeren Unterstrom abfließt. Diesem mittleren Strömungssystem ist ein starker Gezeitenstrom überlagert. Den Rückweg meistern wir ohne Taxi, auch die Startbahn der RAF am Rande der Stadt, direkt an der Demarkationslinie.

Wir fahren ein kurzes Stück bis San Roque. Die Terrasse in der Stadt finden wir nicht, erhaschen aber von einem Park einen Blick auf den wuchtigen Felsen von Gibraltar.

In Almoraima nehmen wir eine schmale und kurvige Straße in das hübsche Wehrdorf Castellar de la Frontera. Nach einigen Regentropfen ist es wieder schön geworden, wir spazieren durch das hoch auf einem Berg gelegene Künstlerdorf. Der Abstecher hat sich gelohnt.

In dem kargen Felsengebirge südöstlich, der Serrania de Ronda, leben Steinböcke und Königsadler. Wir sehen von dieser Landschaft leider nichts. Durch mehr oder minder dichte Wolken fahren wir über eine sehr kurvige Carretera de Montana bis nach Ronda.

Unser Parador liegt direkt an der Schlucht, von unserem Zimmer genießen wir diesen einmaligen Blick tief hinab. Da es keinen öffentlichen Parkplatz vor unserem Hotel gibt, lockt man uns 21 € für die Tiefgarage aus der Tasche.

Bei Sturm und Regen erkunden wir die Stadt nach Sonnenuntergang.

Hemingway schrieb: Es gibt nur eine Stadt um den ersten Stierkampf zu sehen, und das ist Ronda. Wenn die Stiere nach dem Kampf enthäutet und ihr Fleisch auf Karren zum Verkauf umhergeschickt werden, zerrt man die toten Pferde über den Rand der Klippen und die Bussarde lassen sich fallen, um auf den Felsen unterhalb der Stadt zu fressen.

Ronda ist eine der ältesten Städte Spaniens und eine der größten Ortschaften unter den weißen Dörfern Andalusiens. Sie liegt malerisch auf einem 850 m hohen Plateau der Serranía de Ronda, beiderseits einer vom Guadalevin fast 160 m tief eingeschnittenen Schlucht. El Tajo, die Schlucht des Guadalevin, entstand durch einen tektonischen Bruch, durch den sich dann der Fluss über mehrere Kaskaden seinen Weg bahnte. Die schönste und eindrucksvollste Brücke über die Schlucht ist die Puente Nuevo. Die dreibogige, 70 m lange Brücke wurde ab 1784 neu erbaut, nachdem die alte Brücke 1741 eingestürzt war. Neun Jahre nach Baubeginn wurde sie eingeweiht. Ihr Architekt fand seinen Tod beim Sturz von eben dieser Brücke. Über dem mittleren Bogen sieht man eine Tür und einen Balkon, es ist der Eingang zum ehemaligen Gefängnis. Der Blick von der Brücke hinab ist atemberaubend. Auch die Banos Arabes (Arabische Bäder) und die Brücke Puente Viejo (Alte Brücke) können wir sehen.

Wir gehen von hier die Calle Arminian weiter. Linkerhand steht ein zierliches Minarett aus dem 14. Jh. einer einst hier befindlichen Moschee. Heute dient es der Kirche San Sebastian als Glockenturm.

Wir erreichen die Plaza de la Duquesa de Parcent mit der Kirche Santa Maria la Mayor. Sie wird noch von vier maurischen Kuppeln überwölbt und hat einen originellen, dreistöckigen Vorbau aus dem 16. Jh. Von der ursprünglichen Bausubstanz ist nur noch der Mihrab mit seinen arabischen Inschriften zu sehen.

Durch die Gasse links um die Kirche herum kommen wir zum Palacio de Mondragon, direkt am Abgrund zur Schlucht erbaut.

Wir finden ein Raucherlokal und kommen trotz unserer mangelnden Sprachkenntnisse zurecht. In der Nacht bläst der Wind mit Getöse durch die Schlucht und es regnet ohne Ende.

 

Di 21.12.2010

Fast neben unserem Hotel, an der Plaza del Toros, steht die zweitälteste und mit 66 m Durchmesser eine der größten Arenen Spaniens. Diese Arena wurde 1784 eingeweiht und gilt als Geburtsstätte des spanischen Stierkampfes in seiner heute üblichen Form. Pedro Romero aus Ronda hatte den Stierkampf dem Adel aus der Hand genommen. Fortan war er Sache des Fußvolkes. Ein erfolgreicher Torero zu werden ist bis heute der Traum der Armen geblieben, während die Großgrundbesitzer darum wetteifern, die besten Tiere zu züchten. Der nüchtern klassische Stil der Schule von Ronda steht in Konkurrenz zur zweiten großen andalusischen Schule, der spielerischen und farbenprächtigeren Schule von Sevilla.

Um unseren Parador herum führt die Aussichtspromenade an der Schlucht entlang. Von den vergitterten Vorsprüngen hat man einen herrlichen Blick in die Schlucht und das tief liegende Umland.

Heute regnet es nicht als wir noch einmal durch die Stadt gehen. In der Kirche Santa Maria geben wir 4 € für eine Audio-Führung aus die wir nicht brauchen. Selbst in der Stadt wachsen Orangen an allen Bäumen. Einen aufdringlichen Reiseführer können wir abschütteln, obwohl er in Bochum bei Opel gearbeitet hat.

Früheste Besiedlungsspuren der Region stammen aus der Altsteinzeit.

132 v. Chr. ließen die Römer hier eine befestigte Anlage bauen. Wichtiger war den Römern allerdings die 20 km NW gelegene Stadt Acinipo (das alte Ronda), wo heute nur noch die Ruine des Amphitheaters besichtigt werden kann.

Vandalen, Alanen, Sueben, Westgoten und Byzantiner besetzten, zerstörten und plünderten die vermeintlich uneinnehmbare Stadt auf dem Felsen. 1713 ließen die Mauren eine Burg auf den Ruinen der römischen Befestigungsanlage errichten. Unter Arabern und Berbern kam es zu Auseinandersetzungen, in deren Verlauf die Herrschaftsverhältnisse ständig wechselten.

1212 unterlagen die Mauren den christlichen Heeren, es blieb nur noch das Königreich von Granada als letztes islamisches Reich auf der iberischen Halbinsel. R wurde somit eine wichtige Grenz- und Handelsstadt.

1485 eroberten die Christen R. nachdem sie die Wasserversorgung unter ihre Kontrolle brachten. Die maurischen Bewohner mussten R. verlassen. Denjenigen die sich arrangierten, wurde in der Provinz Sevilla Häuser und Ländereien von Juden übergeben, die zuvor im Zuge der Inquisition von den Christen konfisziert worden waren. Die neuen EW Rondas errichteten Kirchen an Stelle der Moscheen und aus Minaretten wurden Glockentürme.

1808 erlitt R während des Napoleonischen Feldzuges schwere Verwüstungen. In den Jahren danach entwickelte sich die Stadt zu einer Hochburg der Schmuggler und Straßenräuber, über die ein Großteil der Waren von Gibraltar in den Norden lief. Die Umtriebe der Dunkelmänner, mit Rückhalt in der Bevölkerung, nahmen so überhand, dass zu ihrer Bekämpfung 1844 die Guardia Civil gegründet wurde.

Da die Einwohner Rondas überwiegend Republikaner waren und die katholische Kirche mit Franco paktierte, wurden im Bürgerkrieg vor allem die Kirchen der Stadt zerstört. Noch bis 1952 wurde aus den Bergen der Umgebung ein Guerillakampf gegen die Diktatur Francos geführt.

Das Navi leitet uns mal recht und mal schlecht, es fehlt ihm an Straßenplänen für die kleineren Städte. Wir finden aber den Ausgang und die Straße nach Yunqueterra. Diese Stadt, als sehr schön angepriesen, ist eine Enttäuschung aber wir bekommen so etwas wie Sprudelwasser mit Geschmack in einem Kramladen.

Die Straßen sind meistens gut, aber eng und kurvig. 15 km vor Antequera liegt das Naturdenkmal El Torcal, ein Karstgebiet aus Kalkstein mit bizarren Erosionsformen, die Auffaltungsprozesse, Sturm und Regen in Jahrtausenden aus dem porösen Kalkstein geschaffen haben. Heute ist es von Wolken verhüllt. Wir suchen unseren Parador und finden die ausgeschilderte Zufahrt zufällig aber schnell.

Am Abend stürzen wir uns mit dem Wagen in den chaotischen Verkehr, tanken in der Stadt und finden ein Wok-Lokal mit Raucherabteilung. Bevor das Restaurant öffnet besuchen wir den Supermarkt, decken uns mit Mineralwasser und Mandarinen ein. Ganze Schinken zuhauf zu einem Preis von 60 € (etwa 10€/kg) wollen wir nicht.

Der Wok ist genießbar, das Gebratene aus der Pfanne muss man nicht haben. Für weniger als 30 € incl. Getränke wollen wir auch hier nicht weiter meckern.

Schon um 22.30h liegen wir in unserem recht kalten Zimmer im Bett. Es stürmt und regnet die ganze Nacht lang. Unser Parador ist eine komfortable, am Stadtrand gelegene, doch nicht sonderlich stilvolle Übernachtungsmöglichkeit. Dieser moderne Parador gefällt uns nicht sonderlich, zumal wir keinen Balkon haben.

 

Mi. 22.12.2010

Für das magere Frühstück wollen sie uns tatsächlich 30 € abknöpfen. Nicht mit meiner Anna, unser bezahltes Arrangement enthält bereits das Frühstück.

Wir erleben eine normale, mittelgroße andalusische Stadt ohne Touristen.

Die Burg (Alcazaba) wurde auf dem Hügel im östlichen Stadtteil zur Verteidigung gegen die Truppen der katholischen Königreiche ausgebaut. Einige Mauerabschnitte und der große Torre de Papabellotas mit seinem barocken Aufsatz sind von diesen Trümmern der Maurenburg noch zu sehen. Wir betreten den Festungsbereich durch den Arco de los Gigantes, 1585 zu Ehren Philipps II errichtet. Vom Arco de los Gigantes gehen wir links bergab durch die Cuesta de Judas zur brunnengeschmückten Plaza San Sebastian. Der Backsteinturm der Kirche stammt aus dem 16. Jh. Nach der Schlacht von 1212 gilt die Eroberung A. als zweiter entscheidender Sieg der katholischen Könige in ihrem Bestreben, die Mauren aus Spanien zu verdrängen.

Wegen ihrer Lage, ihrer florierenden Landwirtschaft, den Handwerkern und den kulturellen Errungenschaften des 16. Jh. erhielt die Stadt ihren Beinamen „Herz von Andalusien“. Moscheen und Häuser der Mauren wurden niedergerissen. Noch heute zeugen 32 Kirchen und Paläste für Mitglieder des Adels von diesem Umbruch.

Die Calle Infante Don Fernando ist die Hauptgeschäftsstraße und wird zu jeder Tageszeit von Autos überflutet. Eine Parkplatzsuche ist völlig sinnlos.

An einer Ausfallstraße, unmittelbar bei einer Tankstelle, finden wir den Eingang zu den in einen Hügel hinein gebauten Dolmen de Menga. Das Ganggrab ist 25 m lang, 2,7 m hoch und misst an der breitesten Stelle im hinteren Teil 6,5 m.  Von drei mächtigen Steinpfeilern werden die 32 Deckplatten aus Kalkstein getragen, deren größter Megalith am Ende der Höhle 180 t wiegt. Vor 4.500 Jahren wurden sie aus 1 km Entfernung an diesen Ort transportiert. Im 19. Jh. fanden Archäologen hier Skelette von mehreren hundert Menschen.

Die Dolmen aus der Jungsteinzeit (vorgeschichtliche Grabkammer) haben einen rechteckigen oder polygonalen Grundriss und sind der einfachste Typ eines jungsteinzeitlichen Megalithgrabes. Dolmen wurden ebenerdig oder in den Boden vertieft angelegt und mit runden oder länglichen Hügeln abgedeckt. Die Infos und den Einlass bekommen wir gratis. Leider regnet es wieder und wir werden bei der Besichtigung ohne Schirm nass.

Die 13.000 ha große, eingezäunte Salzwasserlagune Fuente de Piedra beim gleichnamigen Ort 18 km NW gelegen, ist im Frühjahr ein Nistplatz für Rosaflamingos. Heute regnet es auch hier. Aber es gibt auch zu dieser Jahreszeit ohne Touristen ein geöffnetes Informationszentrum.

Unsere Straße endet nach einer Schlammlawine unverhofft vor einer Leitplanke. Wir drehen, durchpflügen nochmals den Schlamm und suchen nach dem neuen Weg. Zu der Gargente del Chorro finden wir keinen Hinweis und keine Zufahrt, wohl aber die kleine und schlechte Gebirgsstraße von Carratraca nach Alora. Hier sind wir zwar gestern schon vorbeigefahren aber nicht in dem Bergdorf gewesen. Selbst hier gibt es einen großen Kinderspielplatz mitten im Dorf und natürlich viele Orangenbäume entlang der Straße.

Das Wetter bessert sich, über Antequera scheint die Sonne. Die Farm der Wölfe, kurz vor der Stadt gelegen, verlangt einen zu hohen Eintritt. Uns zieht es in die Wolken. 15 km von Antequera entfernt finden wir ein Gelände mit steinernen Gebilden, deren Baumeister Wind, Sonne und Regen waren. Eine schmale Straße führt bis zu einem Plateau auf einer Höhe von 1000 m. Die Stein gewordene Kulisse und der imposante Ausblick ließen uns sehenden Auges träumen von einem Märchenland, wenn wir denn in den Wolken weiter als 10 m gucken könnten. So verscheuchen wir als die einzigen Besucher die zahlreichen Angestellten aus dem Restaurant. Wir bekommen einen sehr guten Cappuccino und einen kostenlosen Rundgang durch die informative Ausstellung, worin die Entstehung aus Ablagerungen von Sedimenten vor 200 Mio. Jahren in einem Meer bis zur Formung der heutigen Landschaft durch Erosion dargestellt wird.

Zurück in Antequera suchen wir das Restaurant El Canal, dessen Hinweisschild Anna morgens gesehen hat. Nach 10 km ohne jeden weiteren Hinweis werden wir an einer Tankstelle fündig. Unser Eindruck ist trotzdem gut, wir wollen zur rechten Zeit zurück sein. Ein Besuch beim Lidl füllt unseren Vorrat an Tempos und unseren Schnöselvorrat auf.

Um 19.30h bekommen wir an der Tanke mit großer Mühe einen Sekt und einen Sherry, der hier Jerez genannt wird. Das El Canal bleibt auch nach 20.00h verschlossen, unter dem Fernseher will ich nicht essen. Das große Restaurant in der Stierkampfarena beherbergt uns zunächst ganz alleine. Deshalb dürfen wir auch am Tisch rauchen. Bullenklöten bleiben uns erspart, aber Anna findet das Fleisch schon irgendwie komisch.

 

Do 23.12.2010

Kaum haben wir Antequera verlassen, scheint die Sonne und wir fahren über trockene Straßen in Richtung Sevilla. Wenige km vor Sevilla steht linker Hand in Alcala de Guadaira eine der gewaltigsten Festungen Andalusiens. Sie wurde im 12. Jh. von den Almohaden als eine Sevilla vorgelagerte Verteidigungsbastion errichtet. Innerhalb der Anlage war Platz für eine ganze Stadt. Die Burg wurde auf den Resten eines römischen Kartells errichtet und barg riesige unterirdische Kornspeicher zur Versorgung Sevillas. Nur mit Schwierigkeiten können wir ein Bild von dieser Festung schießen. Aus der Ferne fast nicht zu sehen, aus der Stadt hindern uns Zäune daran. Die Stadt selbst reizt uns nicht zu einem Stopp, es gibt hier aber sehr, sehr steile Straßen.

Mit ihren zahlreichen Türmen bietet Sevilla von allen Seiten einen imposanten Anblick. Sevilla ist auch eine der heißesten Zonen des europäischen Festlandes, oft über 40°. Baustellen, Einbahnstraßen und Abbiegeverbote verhindern die Zufahrt zu unserem geplanten Parkplatz in Sevilla. Wir fahren lange ungewollt in die falsche Richtung, drehen wo wir nicht dürfen, benutzen für uns verbotene Bus- und Taxispuren. Der Verkehr wird durch widerrechtlich geparkte Fahrzeuge behindert, von überflüssigen und zahlreichen Ampelanlagen ausgebremst. Einer der selbsternannten Parkwächter am Straßenrand hat Erbarmen und weist uns einen Parkplatz am Bordsteinrand in einer Ausfahrt zu. Für nur 5 € stehen wir in unmittelbarer Nähe der Uni.

Die heutige Universität wurde bis 1954 als Tabakfabrik genutzt. Der 1775 errichtete Bau war bei seiner Fertigstellung, nach dem El Escorial Palast bei Madrid, der größte Bau in Spanien. Uns beeindruckt die Architektur des Gebäudes, zumal es als Fabrik errichtet wurde. Auch ist diese Fabrik Schauplatz einer berühmten Novelle aus dem Jahr 1845. Die Hauptfigur der Erzählung wurde als Carmen weltbekannt. Die Sonne scheint und es weht ein kalter Wind durch die Straßen.

Die Kathedrale Santa Maria de le Sede ist mit einer Länge von 115 m, 74 m Breite und einer Höhe von 40 m das größte gotische Gotteshaus der Welt. Die Schätze im Inneren sind so zahlreich, dass sie den Besucher ermüden.

Zuerst machen wir einen Gang um das Gotteshaus, um die Portale und Anbauten zu betrachten und den richtigen Zugang zu finden. In die Kathedrale gelangen wir ohne Warteschleife aber natürlich gegen Entgelt.

Die hufeisenbogige Puerta del Perdon an der Nordseite war der Haupteingang zur Moschee und wurde im 16. Jh umgebaut. Auch an der Nordseite erhebt sich der Turm La Giralda. Er ist das Minarett der ehemaligen Hauptmoschee von 1184 mit almohadischem Baudekor. Auf römischen Sockeln strebt der Ziegelsteinbau in die Höhe. Überzogen von einem rautenförmigen Sebka-Muster und unterbrochen von Zwillingsfenstern, deren Säulenkapitelle aus dem Palast entnommen wurden. Auf einer sanften Rampe steigen wir bis auf die 70 m hohe Galerie und genießen die Aussicht auf die Dächer der Stadt.

Im Inneren der Kathedrale ermöglichen Beleuchtung und Spiegel ein genaues Studium von Gewölbekonstruktion und Gewölbeschmuck. Dominierend ist der mächtige Retablo, mit 23m Höhe und 20 m Breite das größte Altarbild der Welt.

Der Sarkophag des Christoph Kolumbus ruht auf den Schultern von vier männlichen Gestalten, die die Königreiche Kastilien, Aragon, Leon und Navarra symbolisieren. Es wird bezweifelt, ob die Gebeine des Kolumbus wirklich hier ruhen.

Das strenge Gebäuderechteck an der Plaza del Trifuno neben der Kathedrale, ist die 1583 erbaute ehemalige Börse. Vordem wurde die Börse im Orangenhof der Kathedrale abgehalten. In dem Gebäude ist heute das Archivo de Indias untergebracht.

Der Alcázar war ursprünglich Schloss und Burg der maurischen Herrscher, die vom 9. Jh an daran bauten. Nach Einnahme der Stadt zogen die christlichen Könige hier ein. 1363 ließ Peter I maurische Handwerker aus Granada kommen, die den Alcázar-Palast erweiterten. Angrenzend an den Alcázar lädt der malerische Stadtteil Santa Cruz, das Judenviertel aus maurischer Zeit, zum Bummel. Die Altstadt am linken Ufer des Flusses wird von einem Labyrinth enger Gassen dominiert. Hier herrscht die orientalische Bauart mit Flachdächern vor, selten höher als zwei Stockwerke.

Wir wärmen uns in einem Tapas-Kaffe auf, bekommen sehr guten Kaffee serviert und günstig im Preis dazu. Wie uns insgesamt die günstigen Preise überraschen. Vielleicht werden die Touristen im Sommer geschröpft, um diese Zeit jedenfalls nicht. Leider gelingt mir kein Bild von dem älteren Ehepaar an der Theke. Sie trinken Bier und Rotwein, futtern Tapas und palavern mit den Bediensteten als wären sie jeden Tag hier zu Gast.

Am Flussufer steht der Torre del Oro, eines der bedeutendsten maurischen Bauwerke der Stadt. Das Dach war ursprünglich mit Gold gedeckt, daher der Name. Der zwölfeckige Turm wurde 1220 als Wach- und Leuchtturm erbaut. Er hatte auf der anderen Uferseite ein Gegenstück, zu dem über den Fluss eine schwere Kette gespannt und somit der Hafen gesperrt werden konnte. An den Kais wurde das Gold der Inka und Azteken ausgeladen und in der nahe liegenden Münze geschmolzen. Von der Brücke Puente de San Telmo haben wir einen schönen Blick, sind aber dem scharfen Wind ausgesetzt.

Der Palacio de San Telmo, etwas weiter flussabwärts, wurde 1692 als Seemannsschule erbaut und beherbergt heute die andalusische Regierung.

Die älteste nautische Schule der Welt wurde 1552 hier in S gegründet, die Reise von Vespucci vorbereitet und Magellan startete von hier seine Weltumsegelung.

Vorbei an dem Costurero de la Reina gelangen wir durch den Park Maria Luisa zur Plaza de Espania mit seinen zahlreichen Verwaltungsbüros.

Mit 700.000 Einwohnern ist Sevilla die viertgrößte Stadt Spaniens und Hauptstadt Andalusiens. Die Provinz hat die höchste Arbeitslosen- und Analphabetenquote sowie die niedrigste Erwerbsquote Spaniens. Die Sozialstruktur der ländlichen Gebiete ist durch das Fehlen der Mittelschicht gekennzeichnet (Brockhaus 1993) Sevilla liegt zu beiden Seiten des Guadalquivir in einer weiten fruchtbaren Ebene. Der Fluss erreicht hier das andalusische Tiefland und gestattet bei Flut, die sich noch über 100 km flussaufwärts bemerkbar macht, selbst größeren Schiffen die Zufahrt zum 87 km vom Meer entfernten Hafen von Sevilla.

Schon vor Ankunft der Römer war die Stadt als Handelszentrum bekannt. Caesar erhob die Stadt Italica (9 km NW gelegen) 45 v. Chr. zur colonia Hispalis. Nach mehrfachen Besuchen der Kaiser, wurde die Stadt 428 von Vandalen geplündert. Unter den Westgoten wurde sie Sitz des Bischofs.

Die Mauren machten sie zur Hauptstadt der Provinz Isbiliya, woraus sich der Name Sevilla ableitet. 844 von den Normannen zerstört, gehörte die Stadt den Abbadiden, den berberischen Almoraviden und ab 1147 den Almohaden.

Seit der Eroberung durch Ferdinand III. 1248 blieb sie im Besitz der christlichen Spanier. Als mit der Zeit 300.000 Mauren in die muslimischen Gebiete nach Granada und Nordafrika auswanderten, sank die Wirtschaftskraft deutlich.

Am 3. Aug 1492 brach Kolumbus von Palos de la Frontera mit seinen Karavellen auf und entdeckte die Neue Welt. Nach seiner Rückkehr wurde er in S festlich empfangen. Nach der Entdeckung Amerikas wurde die Stadt 1503 mit dem Sitz der Casa de la Contratacion (staatl. Handelshaus) eine der reichsten Städte der damaligen Welt. Hier wurde fast das ganze Gold aus den amerikanischen Kolonien umgeschmolzen.

Als Hauptumschlagplatz des Seehandels und Zentrum der Malerei kam die Stadt im 16. und 17. Jh. zu internationaler wirtschaftlicher Bedeutung. Durch die Versandung des Flusses und die Bevorzugung von Cadíz durch die Bourbonen verlor Sevilla 1717 das transatlantische Handelsmonopol.

Mit NO 8 DO ( no-medeja-do), übersetzt: sie hat mich nicht verlassen, bedankte sich Alfons X für die Treue der Stadt, die ihn im dynastischen Kampf gegen seinen Sohn Sancho nicht im Stich ließ. Dieses Zeichen ersetzt bis heute das Stadtwappen oder den Schriftzug von Sevilla vollständig.

Wir finden problemlos unser Auto wieder und sogar den Weg aus der Stadt nach Carmona. Vor Carmona besuchen wir die römischen Nekropole, ein Kulturdenkmal ersten Ranges in Stadtnähe. So beschreiben es die Bücher. Mit mehr als 1.000 Gräbern, wird dieser Friedhof auf das 2. Jh. v. Chr. bis zum 4. Jh. n. Chr. datiert. Die Nutzung der vielen in den Fels geschlagenen Grabkammern und Nischen für Urnen war der römischen Oberschicht vorbehalten. Unter den riesigen Familiengräbern in Form unterirdischer Villen ist die Tumba del Elefante interessant. Das Elefantengrab erhielt seinen Namen aufgrund einer noch gut erkennbaren Sandsteinfigur und diente der Verehrung der Gottheiten Cibeles und Attis.

Das Servilia -Grab unterscheidet sich von allen übrigen Grabanlagen durch seine fußballfeldgroßen Ausmaße. Die Skulptur von Servilia, in der Vorhalle dieser Anlage, repräsentierte die wohl reichste und mächtigste Familie von Regierungsbeamten in augusteischer Zeit. 1881 wurde an der Straße nach Sevilla diese ausgedehnte römische Nekropole (Friedhof des Altertums) entdeckt und ausgegraben. Wirklich begeistern kann uns der Anblick nicht, zumal alle Gräber nicht betreten werden können.

Die Stadt Carmona wurde auf dem Alcores, einem kahlen Höhenzug in der fruchtbaren Zentralebene Andalusiens errichtet und lebt vom Tourismus, von Wein- Olivenöl- Getreide- und Viehhandel. Die andalusische Kleinstadt, sie gehört zu den schönsten der kleineren Städte Andalusiens, hat Atmosphäre und viele Sehenswürdigkeiten. Die alte römische Strasse führte direkt durch diesen Ort.

Von Sevilla kommend gelangen wir zuerst in die Unterstadt mit der Kirche San Pedro. Ihr Turm ist eine Imitation der Giralda von Sevilla. Durch römische und arabische Torbögen gelangen wir in die ummauerte Altstadt mit ihren schlichten weißen Häusern. Sie zeigt in der Grundstruktur noch das Bild der almohad. Stadtanlage Karmuna zu Anfang des 13. Jh. Durch enge, verwinkelte Gassen erreichen wir die Zitadelle von Carmona, ehemals ein Fort Peter des Grausamen. Die Arabische Festung auf dem höchsten Punkt der Stadt beherbergt das Parador Alcázar del Rey Don Pedro, das in der maurischen Burg aus dem 14. Jh. eingerichtet ist. Von unserem Zimmer bietet sich ein weiter Blick in die fruchtbare Vega.

Unser Rundgang durch die Stadt führt uns in die Kirche Santa Maria. Sie wurde im 15. Jh. über einer almohadischen Moschee errichtet, an die noch der Patio de los Naranjos, der Orangenhof mit seinen Hufeisenbögen erinnert. Zeugnis für ein noch vor der Moschee bestehendes christliches Gotteshaus ist eine westgotische Säule aus dem 6. Jh., auf der ein Kalendarium mit den Namenstagen von Ortsheiligen eingemeißelt ist, das älteste seiner Art in Spanien.

In nächster Nähe zu der Kirche Santa Maria befinden sich drei Adelspaläste aus dem 17. und 18. Jh.: am Platz rechts der Palacio de los Rueda, auf der gegenüberliegenden Seite der rotbraun getünchte Palacio de los Aguilar (ehem. Rathaus), sowie hinter der Kirche links an der Calle San Jose der Palacio del Marques de las Torres. Heute beherbergt er das Stadtmuseum, das Museo de la Ciudad. Hier finden wir auch eine Kneipe in dem ehemaligen Pferdestall des Anwesens, bekommen süßen aber roten Sherry und reden mit einem Ortsansässigen in Englisch an der Theke. Der empfiehlt uns zum Schluss die allerletzte Kneipe des Ortes als Restaurant.

Wir besuchen eine weitere Tapas-Kneipe mit viel Abfall auf dem Boden. Um die Plaza de San Fernando, dem schönen, runden Hauptplatz der Stadt, stehen zahlreiche Barockpaläste sowie Stadthäuser im Mudejar-Stil. (Mudejar-Stil: islamische Dekorations- und Baukunst unter den christlichen Herrschern nach der Reconquista).

Auch unser Restaurant Tip liegt hier in unmittelbarer Nähe, ist und bleibt aber auch nach 20.00h geschlossen. Ohne jede geschäftliche Tätigkeit zeigt sich uns leider auch die Plaza del mercado mit ihren vielen kleinen Läden.

Wir nehmen ein Menü in unserem Parador de Carmona. Die Suppe schmeckt mäßig, der Ochsenschwanz ist schmackhaft und der Nachtisch sehr süß. Eine Raucherbar gibt es um diese Jahreszeit nicht und ein ruhiger Schlaf sieht anders aus. Vögel quietschen die ganze Nacht, morgens meckern Ziegen und Hunde bellen aus dem Tal hinauf zu uns.

Dank seiner strategisch günstigen Lage ist Carmona seit vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. Karthago errichtete hier eine befestigte Kolonie. Das römische Carmo war die stärkste Stadt des späten römischen Spaniens. Zur Zeit Caesars erreichte es seine höchste Blüte und durfte Münzen prägen. Auch Carmona gelangte unter die Herrschaft der Mauren. Sie steigerten die Bedeutung der Stadt, indem sie eine Stadtmauer errichteten und die Stadt mit Springbrunnen und Palästen dekorierten.

 

Fr 24.12.2010

Die Sonne scheint aber es ist nicht warm. Von den Scheiben unseres Autos muss ich das Eis abkratzen während sich Anna mit der eher unfreundlichen Rezeption auseinandersetzt.

Nach kurzer Fahrt, am anderen Ende der Stadt, erreichen wir den ehemaligen Hauptzugang zur Stadt nur von außerhalb. Das alte maurische Stadttor Puerta de Cordoba. Die wuchtigen Achtecktürme des im 17. Jh. umgestalteten klassizistischen Tores ruhen auf römischen Quadern.

Unser Besuch von Constantina gestaltet sich schwierig. Der Ausflug in die Sierra Morena ist normalerweise eine Fahrt in die 20 km nördlich von Lora del Rio gelegene Stadt. Wegen der schlechten Beschilderung und einer wegen des Hochwassers gesperrten Straße irren wir durch die Gegend. Eine sehr hübsche Stadt auf einem Bergrücken mit sehenswerter Altstadt, der Moneria, so steht es in den Büchern, sollen wir vorfinden. Wir verirren uns nochmals am Stadtrand und können der Beschilderung zum Alcázar nicht folgen, finden aber einen Parkplatz in der Altstadt. Der Umweg in diese Stadt ist den Sprit nicht wert. In dieser urigen, hügeligen Gegend werden Kampfstiere und iberische Schweine gezüchtet, die wir auch sehen.

Auf unserem Weg nach Cordoba liegen riesige Orangenplantagen links und rechts des Weges, auf denen auch heute tüchtig geerntet wird. Bei Almodovar del Rio bestaunen wir eine ansehnliche Burg in spektakulärer Lage auf einem Berg, die offenbar bewohnt ist. Zumindest weht eine Fahne auf der Turmspitze. Hinweise zu dieser Burg kann ich nirgendwo entdecken.

In Cordoba finden wir den Weg zu den Hotels im Norden aber keinen Hinweis auf unseren Parador de Cordoba. Erst auf dem Rückweg vom Mirador de Cordoba sehen wir einen Hinweis auf die Klinik Arruzafa und haben somit die richtige Straße zu unserem Parador. Wir werden unfreundlich empfangen, bekommen aber ein großes Zimmer mit Blick auf die Stadt.

In der Stadt sind heute alle Sehenswürdigkeiten geschlossen, wohl deshalb fällt es uns nicht schwer sofort einen Parkplatz zu bekommen. Die Altstadt an der Mezquita präsentiert sich uns als ein im Laufe der Jahrhunderte entstandenes Gewirr von engen Gassen, in denen wir ein Gefühl für das alte Cordoba bekommen. Noch heute spüren wir den Kontrast zwischen dem verfeinerten Leben im Innern der Häuser und ihrem schlichten, ja abweisenden Äußeren. Das entsprach der Lebensvorstellung des maurischen Spanien. Hier sollen einmal so viele Menschen gelebt haben?

Die, nach Sevilla, bedeutendste Stadt Cordoba liegt an einer Schleife des Guadalquivir und besitzt einen der größten Altstadtkerne aller spanischen Provinzen. Cordoba, das abendländische Mekka, ist berühmt für seine Silber- und Lederarbeiten. Seit 1984 gehört C. zum UNESCO-Weltkulturerbe. Wir spazieren durch die engen Gassen hin und her.

Unser Weihnachtsmenü im Parador de Cordoba, zusammen mit 50 weiteren Gästen, ist akzeptabel.

 

Sa 25.12.2010

Um uns die Zeit bis zur Öffnung der Mezquita zu vertreiben, sehen wir uns die Stadt an. Einer der vielen Plätze liegt unweit des Flussufers, die Plaza del Potro. Im 16. Jh. war sie ein Mittelpunkt der Stadt, Marktplatz, Schule und Unterkunft für Gauner. Sie hat ihren Namen von einer kleinen Brunnenskulptur aus dem 16. Jh. in Gestalt eines Fohlens. Diese Plastik bezieht sich auf die guten Pferde, die auf den Weiden am gegenüber liegenden Flussufer gezüchtet wurden. Der Sitz des Kulturamtes war früher die alte Herberge Meson del Potro, in der schon Cervantes abgestiegen sein soll.

Weiter in nördlicher Richtung kommen wir zur Plaza de la Corredera, einem von Arkadenhäusern umschlossenen, 1683 angelegten Platz, auf dem früher Hinrichtungen und Stierkämpfe stattfanden. Hier wird jeden Morgen ein farbenprächtiger Markt abgehalten, von dem wir heute natürlich nichts sehen.

Vor der Mezquita geht die Calle Velasques Bosco ab, durch die wir in die malerische Calleja de las Flores, das Blumengässchen kommen. Ein beliebter Ort für Fotos, so steht es geschrieben. Heute gibt es nur Weihnachtssterne an den Wänden, die zum Teil auch noch vertrocknet die Blätter hängen lassen.

Kurz vor Beginn der Messe kommen wir ohne Eintritt in die Kathedrale, dürfen aber nicht überall hingehen. Die Mezquita Catedral  ist das bedeutendste Bauwerk der Stadt. 785 wurde mit ihrem Bau begonnen und nach mehrfacher Erweiterung auf eine Ausdehnung von 23.000 qm wäre sie heute die drittgrößte Moschee der Welt. 860 Säulen aus Marmor, Jaspis und Granit in parallelen Reihen tragen jeweils zwei übereinander liegende Hufeisenbögen und bewirken so ein besonderes Spiel von Licht und Schatten. Dieser Säulenwald ist neben der Alhambra der Höhepunkt maurischer Baukunst. An Schönheit und Größe kann dieses Gebäude mit den großen Moscheen von Mekka und Damaskus, mit der El-Ashar-Moschee in Kairo und der Blauen Moschee in Istanbul ohne weiteres konkurrieren.

Über 234 Jahre hinweg erbaute man unter Karl V ab 1523 ein gewaltiges Kirchenschiff im Stil der Renaissance inmitten des Gebetsaales der Moschee, die christliche Kathedrale. Als Karl V die Bauarbeiten später besuchte, soll er zu den Domherren gesagt haben: Wenn ich gewusst hätte was Sie vorhatten, hätte ich es nicht gestattet. Denn was Sie hier gebaut haben, findet man überall auf der Welt. Aber was Sie zerstört haben, gibt es nirgends auf der Welt.

Die Vielzahl von Bogenformen, Mosaiken und kufischen Schriftbändern zeigt die Meisterschaft der Handwerker, die ihren Höhepunkt in der prächtigen Kuppel in Form einer Blüte fand. Der achteckige Mirhab Nuevo selbst, gekrönt von einer aus einem einzigen Marmorblock gehauenen Kuppel in Form einer Weltmuschel, strömt über von floralen und geometrischen Mustern, Koranversen und Mosaiken, die eigens angeworbenen byzantinischen Künstlern zu verdanken sind. Leider können wir dieses Wunderwerk wegen des Gottesdienstes nicht besuchen sondern nur aus der Ferne sehen.

Die sog. Römische Brücke wurde nach dem Sieg Caesars im Römischen Bürgerkrieg über Pompeius erbaut. Die von den Arabern wiedererrichtete 16-bogige Granitbrücke Puente Romano ist 223 m lang und führt über den Guadalquivir. Von hier hat man einen Blick auf die malerisch verfallenen Mühlen aus maurischer Zeit in den seichten Fluten des Flusses, steht in  Reiseführern geschrieben. Bei unserem Besuch führt der Fluss leider reißendes Hochwasser.

Das südliche Ende der Brücke markiert der mächtige Festungsturm Torre de la Calahorra, 1369 unter Heinrich II errichtet. Hierin befindet sich ein sehenswertes Museum der drei Kulturen Christentum, Judentum und Islam, die in Cordoba zusammen lebten. Das Museo vivo de Al-Andalus lässt vor unseren Augen das maurische A. lebendig werden. Kopfhörer auf Deutsch erläutern uns die Nachbildungen und Ausstellungsstücke. Vorgestellt werden große Philosophen, die Medizin, die Astronomie und Geographie. Bewässerungstechnik der Mauren, islamische Musik und Modelle der Alhambra und der Moschee von C. Vom Dach des Turmes bietet sich uns ein sehr schöner Blick auf die Stadt.

Wir finden unsere Restaurant-Empfehlung an der Mezquita, trinken aber um diese Tageszeit nur einen Cappuccino. Der Laden macht aber einen guten Eindruck auf uns.

Der Alcázar de los Reyes Cristianos diente den katholischen Königen als Residenz während ihrer Kriegszüge gegen Granada. Bis 1821 war der Alcázar Sitz der Inquisition und danach ein Gefängnis. Er bleibt uns heute verschlossen.

Schräg gegenüber vom Eingang zum Alcázar führt uns eine kleine Strasse zu den besterhaltenen Resten der maurischen Stadtmauer. Am Ende gehen wir durch das Almodovar Tor zurück in die Altstadt.

Nach dem Tor gelangen wir in das größte in Spanien erhaltene ehemalige Judenviertel. Die Juderia ist die Altstadt wo Juden und Araber wohnten.

Durch einen schmalen Gang kommen wir zu zwei hintereinander liegenden Innenhöfen, in denen früher Markt gehalten wurde. Um einen lauschigen Innenhof haben sich verschiedene Kunsthandwerkstätten angesiedelt und verkaufen ihre Produkte. Der Zorco ist heute zugänglich, leider bietet aber nur ein Lederladen seine Waren feil. Auch in zwei weiteren offenen Läden in der Juderia finden wir nichts zu kaufen.

Eine Bodega, in der noch geraucht werden darf, zieht uns an. Leider bekommen wir hier keinen Sherry, gestern wurden alle Vorräte vernichtet.

In der Tabaceria, der casa de la Tapa Cordobesa, finden wir die letzten freien Sitzplätze in einer hinteren Ecke. Wir können rauchen, trinken sehr süßen, roten Sherry obwohl Sherry nur weiß sein soll und essen Tapas dazu. Frittierte Hühnerbollen mit schwarzen Nudeln für Anna, ich finde Geschmack an ungeräuchertem Schinken von iberischen Schweinen. Der gedünstete Lachs hätte nicht sein müssen.

Zum Abschluss besuchen wir die Reste eines römischen Tempels, dessen Ruinen auf einen Bau beträchtlicher Größe schließen lassen. Auf dem Weg zu unserem Auto statten wir dem für unser Abendessen ins Auge gefassten Restaurant am Fluss einen Besuch ab. Der Laden stellt sich als Schnüffel- und Tamtam Bude für Teenies auf dem einzigen Parkhaus der Stadt heraus.

Wir fahren stadtauswärts und finden ohne Anleitung durch unser Navi die Medina Azahara. Diese Ruinen der 936 von Omaijaden gegründeten Stadt haben zwar einen riesigen Parkplatz in 1 km Entfernung, sind aber heute geschlossen. Mauer, Zaun und bellende Hunde vereiteln zunächst ein Foto aber von der höher gelegenen Straße bekommen wir einen Einblick und ein Foto. Ein Besuch der schon 70 Jahre nach ihrer Gründung wieder zerstörten Stadt erübrigt sich damit für uns.

Durch zahlreiche Sommerresidenzen in der Sierra de Cordoba fahren wir zurück in den Parador, wo wir nur durch Zufall den letzten freien Parkplatz ergattern können.

169 v. Chr. von den Römern besetzt, entwickelte sich C. zum Hauptort Südspaniens und wurde im 3. oder 4. Jh. Bischofssitz. Einer der ersten Bischöfe soll Hosius gewesen sein, der als Berater Konstantins das Konzil von Nicäa wesentlich beeinflusste.

Nach der Zerstörung durch die Vandalen gehörte es zum Byzantinischen Reich und verlor nach der Rückeroberung durch die Westgoten an Bedeutung. Erst unter den Mauren wurde es ab 716 Sitz der Stadthalter von Al-Andalus und ab 756  Hauptstadt des Emirats von Cordoba. Es stieg, zusammen mit Konstantinopel, zur größten und reichsten Metropole Europas auf und wurde als Millionenstadt Sitz des westlichen Kalifats (östliches Kalifat war Damaskus). Sein Machtbereich umfasste zeitweise ganz NW-Afrika. Die Hauptmoschee musste immer wieder vergrößert werden. Hierher zu pilgern galt als Alternative zum vorgeschriebenen Mekka-Besuch der Mohammedaner.

Im 10. Jh., als das Kalifat errichtet wurde, lebten eine halbe Mio. Menschen in einer der größten Städte der damaligen Zeit friedlich zusammen. Zu dieser Zeit erreichten Wissenschaft und Gelehrsamkeit Weltruf.

Heute ist die Provinz Cordoba Umschlagplatz für Wein und Olivenöl.

 

So 26.12.2010

In Castro del Rio saß ende des 16. Jh. der arme Staatsdiener Miguel de Cervantes im Kerker ein. Er hatte die glorreiche Idee, von der Geistlichkeit Steuern einzutreiben. Ihm fiel in der erzwungene Ruhestellung nichts Besseres ein, als sein Ausgedachtes zu Papier zu bringen: die ersten Seiten des Don Quijote entstanden. Aber dieser Ort liegt nicht auf unserem Weg.

Wir fahren über Castro del Rio und weiter über gut ausgebaute Straßen. Der Weg führt uns bei herrlichem Sonnenschein über schmale und kurvenreiche Straßen nach Cabra. In dieser Gegend werden ausschließlich Olivenbäume gepflanzt und sogar heute geerntet. Vorbei am Parque Natural las Sierras Subbeticas erreichen wir Alcala la Real. Schon von weitem grüßt die mächtige Burg, das Castillo de la Mota. Es kündet noch von der Stärke der Mauren und war nach der Eroberung des Landes durch die Christen Zuflucht für viele Flüchtlinge aus den noch maurisch besetzten Gebieten. Am Hauptplatz der Stadt stehen das klassizistische Rathaus und einige Herrenhäuser aber es ist kein freier Parkplatz zu finden. Außerdem ziehen uns Kinderspielplätze und Vergnügungsbuden nicht wirklich an.

Granada empfängt uns mit Baustellen, Einbahnstraßen, Abbiegeverboten und Straßen die nur für Bus oder Taxi frei sind. Wir ignorieren die Ansichten der Verkehrsbehörden und finden unser Hotel eher zufällig und nur durch eine sehr enge Gasse. Dieses Hotel ist von innen und außen laut aber mitten in der Altstadt gelegen. Granada ist im Winter kalt aber ohne Touristen. Dafür sind die Hälfte aller Einwohner zu Fuß und die andere Hälfte mit ihrem Auto unterwegs.

Die Stadt liegt malerisch an den Hängen dreier Hügel, einem aufgeplatzten Granatapfel, arabisch Granata, ähnlich. Wegen ihrer Lage und der unvergleichlichen Kunst- und Kulturschätze wurde die ganze Stadt zum span. Nationaldenkmal erklärt. Die steingewordenen Paradiesträume sind eine der großen kulturgeschichtlichen Sehenswürdigkeiten unserer Erde, so schreibt man.

Das tief eingeschnittene Darrotal trennt den zentralen Sabikahügel mit der Alhambra und dem dahinter und höher liegenden Palacio del Generalife von den alten Stadtteilen Alcazaba Cadima, Albaicin und Sacromonte.

Ein Trockental trennt ihn im Süden von den alten Stadtteilen Monte Mauror und Antequerela. Am Fuß des Zentralhügels liegt das Stadtzentrum mit Kathedrale und dem in einem unterirdischen Kanal geführten Darro.

Berühmt ist die Stadt wegen der vielen historischen Bauten aus maurischer Zeit, aus Gotik und Renaissance. Die alten Stadtteile haben trotz christl Ein- und Umbauten weitgehend ihr maurisches Aussehen erhalten, so steht es geschrieben.

Ganz in der Nähe zu unserem Hotel liegt der Corral de Carbon, die ehemalige und einzig erhaltene Karawanserei aus dem 14. Jh. Hier sieht man noch den großen Hufeisenbogen am Eingang hinter dem heute die Touristeninformation untergebracht ist. Spanier scheinen ein großes Interesse an Weihnachtskrippen zu haben. Jedenfalls bilden sich vor jeder Ausstellung lange Schlangen während der Öffnungszeiten, so auch vor dieser ehemaligen Karawanserei.

Wir gehen über die belebte Plaza de Bibrambla mit ihrem Blumenmarkt. In der Mitte steht ein Neptunbrunnen, die Seiten sind mit Blumen bepflanzt. Wegen der vielen Weihnachtsbuden sehen wir hiervon fast nichts. Früher diente dieser Platz als Stierkampfarena und Erzbischof Cisneros von Toledo ließ hier im Jahr 1499 ca. 80.000 wertvolle arabische Manuskripte verbrennen. Im Laufe dieser Ereignisse kam es zu einem Pogrom gegen alle Nichtchristen. Auch das seit Jahrhunderten bestehende Viertel der jüdischen Gemeinde wurde zu diesem Zeitpunkt zerstört.

Unser Weg führt vorbei an der Alcaiceria, dem ehem. Basar (Souk) für Seidenstoffe, zur Capilla Real. Wir besichtigen nach Öffnung die königliche Grabstelle und anschließend die Kathedrale. In beiden Gebäuden ist das Fotografieren aus unerfindlichen Gründen nicht erlaubt. Das schmiedeeiserne Tor von 1520 und die Folterszenen auf dem Altar sind beachtenswert. Hier sind Isabella, Ferdinand, Johanna die Wahnsinnige und Philipp der Schöne bestattet. Deren Kopfhaltung ist aufschlussreich: Johanna wendet ihr Gesicht vom schönen aber treulosen Philipp ab; Isabellas Kopf liegt tiefer weil ihr mehr Verstand zugestanden wurde. Der Eingang der Kapelle diente früher als Börse.

Direkt neben der Königlichen Kapelle liegt die Kathedrale Santa Maria, der bedeutendsten Renaissancekirche Spaniens. Ihr Innenleben ist eher spartanisch, abgesehen vom prunkvollen Mittelpunkt, der Capilla Mayor und den aufwändig verzierten Nebenaltären.

Wir spazieren durch das Albaicin-Viertel gegenüber der Alhambra. Dieses ehemalige maurische Wohnviertel mit zahlreichen Palästen ist der Stadtteil in Granada, der noch am stärksten einen Hauch der maurischen Zeit versprüht und soll einer der schönsten Stadtteile von ganz Andalusien sein. Die Atmosphäre der engen und steilen Gassen und vor allem die Aussichten auf die Alhambra beeindrucken uns. Auch der Parador de Granada ist von hieraus zu sehen. Früher ein Viertel für Arme, Tagelöhner und Studenten, ist es heutzutage ein Wohngebiet für die wohlhabenden Leute.

Unser abendlicher Spaziergang führt uns hinauf bis zum Platz der Kirche San Nicolas. Dort tummeln sich so viele Leute auf dem Platz, dass wir lieber in einer gut besuchten Bodega unter freiem Himmel Platz nehmen und Bier trinken.

Nach und nach verblassen die prächtigen Farben und verschmelzen zu violetten Halbtönen. Der Schatten kriecht die Hänge hinauf, das Licht zieht sich zurück auf die hohen, schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada. Die ganze Ebene ist  in Dunkelheit getaucht, während die Sierra noch immer im heiteren Himmel unter dem Abschiedskuss der Sonne funkelt. So ist es geschrieben und so erleben wir den herrlichen Sonnenuntergang wirklich.

Wir gehen einen kürzeren Weg bergab und kommen direkt in das belebte Zentrum der Altstadt. In der von uns ausgeguckten Jupi-Kneipe am Albaycin ist es zunächst sehr laut wegen der zahlreichen Besucher. Der iberische Schinken ist ordentlich und das bestellte Filetsteak müssen wir uns ungewollt wegen der lückenhaften Verständigung teilen.

Zurück in der Altstadt sind die Tapas Buden rappelvoll. In unserer Tapas Bude vertilgen unsere Nachbarn Tapas nach Tapas zusammen mit Rotwein und sehen auch entsprechend aus. Wir verzichten auf die Tapas und begnügen uns mit Cava und Cerveza.

 

Mo 27.12.2010

Nach magerem Frühstück fahren wir mit dem Sightseeing-Bus zur Alhambra hinauf. Alhambra bedeutet rote Festung. Diesen Namen gaben ihr die Landleute der Ebene, weil die Erde hier aus der Ferne rötlich braun erscheint.

Der ummauerte, weitläufige Komplex der maurischen Schlossburg war Palast, Zitadelle und Festung sowie Residenz der Sultane, hoher Funktionäre des Hofstaats und der Elitesoldaten. Sie wurde auf älteren Anlagen im 13. und 14. Jh. errichtet. Weite Bereiche des ehemaligen maurischen Palastes wurden zerstört, als Karl V. einen großen, eckigen Palast in diesem Areal erbauen ließ, der niemals vollendet wurde. Das architektonische Missverhältnis zu den Resten des Nasriden Palastes könnte nicht größer sein.

Wir betreten die Anlage, nachdem wir unsere Vorbestellung endlich in Karten umtauschen können, durch Schlangen von anstehenden Menschen. Unser Weg führt uns zunächst zu den maurischen Bädern und danach in den kalten Palast von Karl V mit seinem riesigen, runden und offenen Innenhof. Die Gemächer ringsum sind wegen der darin untergebrachten Museen nicht mit unseren Karten zugänglich.

Auch zu der mächtigen Puerta de la Justicia steigen wir hinab. Das 1348 erbaute Tor, zeitweise Hinrichtungsstätte, setzt sich zusammen aus einem großen und einem darauf folgenden kleinen Hufeisenbogen. Der Schlussstein des großen Bogens trägt eine Hand, Sinnbild der fünf Grundprinzipien des Islam. Am zweiten Bogen sieht man den Himmelsschlüssel.

Unsere Zeit ist gekommen, wir gehen zum Einlass für Einzelpersonen am Nasriden Palast. Die Schlange vor dem Eingang ist beachtlich.

Die künstlerische Bedeutung des Palastes liegt in der Grundrissbildung und vor allem in der überaus reichen Dekoration: bizarre Stalaktitengewölbe aus Marmor, edlen Hölzern und Azulejos. Das Innere des Palastes ist in drei Hauptabschnitte gegliedert:

– den für öffentliche Versammlungen und Rechtsprechung bestimmten Mexuar,

– den Königlichen Palast Diwan oder Serail, den Frauengemächern Harem.

Alle drei Bauteile münden auf einem Hof als Mittelpunkt, der im Diwan mit einem Wasserbecken (Myrtenhof), im Harem mit einem Springbrunnen (Löwenbrunnen) versehen ist. Die Löwen stehen heute nach aufwändiger Restaurierung nicht mehr an ihrem ursprünglichen Platz und dürfen natürlich nicht fotografiert werden. Im Gegensatz zur Capilla Real wachen hier gleich drei Personen über die Einhaltung des Verbotes. Dabei gleichen die Löwen eher größeren Hunden und sind in ihrer Form rechteckig und gedrungen. Auch zur damaligen Zeit kann es kein großes Kunststück gewesen sein, diese Löwen Wasser speien zu lassen. Die Bohrung durch die Löwen verläuft recht grade. Dagegen ist es bis heute eine unerklärlich große Kunst geblieben, durch die gewundenen Elefantenrüssel im Frauenpark von Udaipur (in Indien) eine Röhre zu bohren durch die sie Wasser speien können. Diese Elefanten wurden etwa zur gleichen Zeit angefertigt und mussten bis heute nicht restauriert werden.

Durch die Puerta del Vino kommen wir zur Alcazaba. Über dem westlichen Vorwerk, Baluarte, erhebt sich der 26 m hohe Torre de la Vela, der im 18. Jh. einen Glockenträger aufgesetzt bekam. Von den Zinnen des Turms haben wir einen herrlichen Ausblick auf die Stadt und die schneebedeckte Sierra Nevada. Auch auf die Grundmauern der ehemaligen Unterkünfte für die Elitesoldaten blicken wir von hier herab.

Bei herrlichem Sonnenschein spazieren wir zum Schluss durch den Generalife. Der Garten des Architekten war der Sommerpalast und Landsitz der Nasriden Sultane und ist wirklich schön anzusehen. Beeindruckend auch die Treppe, durch deren Geländer aus Stein das Wasser zur Abkühlung der Hände fließt. Ursprünglich war der Generalife über einen überdachten Fußweg über die Schlucht hinweg mit der Alhambra verbunden. Er ist einer der ältesten verbliebenen maurischen Gärten.

Wir vollenden die Stadtrundfahrt und steigen, ungewollt, wieder an der Kathedrale aus. Auf der Plaza Nueva essen wir in der Sonne eine Kleinigkeit. Über die Reyes Catolicos und die Acera del Darro spazieren wir bis zur Brücke der Araber über dem Rio Genil.

Nach einem kurzen Besuch unseres Hotels stürzen wir uns nochmals in die vollen Straßen. Wir können uns kaum vorstellen wie hier im Sommer auch noch Touristen umherlaufen und in den Tapas Buden Platz finden können.

Nach langer, vergeblicher Suche nach einer bestimmten, gestern gesehenen Tapas Bude, kehren wir an der Hauptgeschäftsstraße ein. Sherry trocken und süß gemischt kann man trinken. Der Schinken ist mit 11 € p. Portion zwar teuer, schmeckt mir aber sehr gut. An der Decke hängen über 100 Schinken, an allen ist am unteren Ende eine kleine Schale zur Aufnahme des austretenden Fetts befestigt.

Wegen des Lärms von der Straße haben wir einen langen Fernsehabend in unserem Hotel und eine kurze Nacht.

  1. wurde um 500 v. Chr. als von Phöniziern und Iberern bewohnte Siedlung erstmals erwähnt. Nach den Römern kamen die Vandalen aus Nordafrika, dann die oströmische Herrschaft und im 5. Jh. die Westgoten.

Erst nach Eroberung durch die Mauren 711 begann deren Neugründung Granata aufzublühen und wurde im 11. Jh. Hauptstadt eines Taifa-Reiches.<br>

Weiter ausgebaut erreichte die Stadt ab 1238 ihren Höhepunkt unter den Nasriden und wurde Hauptstadt des selbstständigen Königreichs Granada.<br>

1492 übergab der letzte nasridische Herrscher die Stadt friedlich an Königin Isabella von Kastilien und König Ferdinand II. von Aragon. Damit war die Rückeroberung, die Reconquista, der iberischen Halbinsel für das Christentum abgeschlossen. Die maurische Bevölkerung setzte unter Begleitung des christlichen Heeres in das heutige Marokko über.

1480 wurde in Sevilla die Inquisition eingesetzt zur Überwachung, ob die Muslime entweder das Land verlassen hatten oder überzeugt zum Christentum übergetreten waren. Morisken nannte man die zum Christentum übergetretenen Mauren. Die letzten Morisken wurden nach der Niederschlagung ihrer blutigen Aufstände gegen die Christen erst 1609 endgültig vertrieben.

Die Seidenproduktion, für die G. im Mittelalter ein Zentrum war, ging mit der Zwangsumsiedlung der Muslime ganz unter. Trotzdem gilt G. bis in die heutige Zeit als Beispiel für die Möglichkeiten einer multikulturellen Gesellschaft.

Di 28.12.2010

Heute ist das Frühstück besser und auch der Verkehr in Granada ist nicht so dicht wie bei unserer Ankunft. Unser Navi leitet uns gut aus der Stadt in Richtung Alhama de Granada. Wir fahren auf dem platten Land, der EU Bürokratie sei Dank, durch eine riesengroße, brachliegende Industrieansiedlung. Von Colmenar führt die Straße vorbei an dem Parque Natural Montes de Malaga. Nur in solchen Naturschutzgebieten sehen wir richtige Bäume. Alle anderen Flächen sind mit Orangen-, Oliven-, einigen Zitronenbäumen und Korkeichen bepflanzt worden. Von den befürchteten, flächendeckenden Gewächshäusern sehen wir auf unserer Rundfahrt nichts.

Von fast 1.000 Höhenmetern fahren wir durch eine leichte Bewölkung hinunter nach Malaga. Den Parseo del Parque finden wir in dem Verkehrsstrom nicht. Am nördlichen Stadtrand, direkt am Mittelmeer, wollen wir vor unserem Heimflug die Füße vertreten. Auch hier ist es nicht leicht, einen Parkplatz zu finden. Viele Restaurants an der Strandpromenade haben geöffnet, obwohl nur wenige Gäste sich um diese Zeit hierher verlaufen.

Am Flughafen ist die Rückgabestelle für unser Auto gut beschildert und es gibt keine Probleme. Unser Flug nach Malle geht pünktlich ab und von Malle starten wir vor der Zeit, so dass wir in dem frostigen Köln 15 Min früher als geplant ankommen. Trotz trockener Straßen erreichen wir unser eingeschneites Zuhause erst nach Mitternacht.

PS

Es war in Andalusien auch für diese Jahreszeit ungewöhnlich kalt, wie auch bei uns der Winter ungewöhnlich früh einsetzte. Auch das regnerische Wetter und das damit verbundene Hochwasser war nicht normal aber deutlich angenehmer als der viele Schnee und die Kälte zu Hause.

Manche meiner Ausführungen mögen dem geneigten Leser etwas herabwürdigend erscheinen. Aber nach dem Besuch von über 100 Ländern auf dieser Welt sei es mir gestattet anzumerken, dass andere Mütter auch sehr schöne und schönere Töchter haben ohne sie derart in den Himmel zu heben wie es in Reiseführern über Andalusien der Fall ist.

Man schreibt in Reiseführern sehr viel über Andalusiens Schätze, sollte die Ausführungen aber zwei oder drei Etagen tiefer hängen. Das wäre ehrlicher, zutreffender und trotzdem eine Reise wert.

Johannes K. aus Bonn